Kanalisation vs. Tram - WTF?!?

[manni]

In den letzten Monaten hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass Kanalbauvorhaben der Kommunalbetriebe vor allem in der Inneren Stadt zum Hindernis für eine schnelle Umsetzung aller Gleisbaumaßnahmen nach dem Straßenbahn- und Regionalbahnkonzept werden bzw. teilweise schon geworden sind (Salurner Str, Anichstr).

Durch die offenbar gerade in Umsetzung befindliche Totalrenovierung der großen innerstädtischen Sammelkanäle haben wir jetzt schon monatelange Verzögerungen. Was eigentlich heuer hätte fertig werden sollen, nämlich sämtliche Neubaustrecken in der Innenstadt, wird dadurch nun erst nächstes Jahr fertig.

Doch damit nicht genug, wie den hier ja bekannten Presseberichten der letzten Tage zu entnehmen ist, wollen die IKB - ausgerechnet jetzt! - einen Mischwasserkanal im Ausmaß eines halben U-Bahn-Tunnels (2 m Durchmesser) von der Laurin-Allee durch die halbe Innenstadt zum Bozner Platz bauen, angeblich um den Altstadtkanal zu entlasten. Trotz unterirdischen Vortriebs soll das auch Auswirkungen an der Oberfläche haben.

Ich frage mich so schön langsam, was hier eigentlich abgeht. Hätten die IKB diese Kanalbauvorhaben nicht schon vor einigen Jahren durchführen können, wohl wissend, dass der Straßenbahnausbau bevorsteht und nicht behindert werden sollte? Warum glaubt man bei den IKB, ausgerechnet jetzt die Kanalisation in der Innenstadt runderneuern zu müssen?

Es ist hinter den Kulissen schon wieder von möglichen weiteren Verzögerungen beim Gleisbau die Rede, auch wenn Bürgermeisterin und Verkehrsstadtrat sich dahingehend geäußert haben, dass der Bahnbau absoluten Vorrang haben soll. Entscheiden wird es sich in den Gemeinderats- und Stadtsenatssitzungen diese Woche.

Ich bin jedenfalls der Meinung: für den Gleisbau notwendige Leitungsverlegungen: ja bitte - muss ja sein! Aber zeitintensive Kanal-Fleißaufgaben, die den Gleisbau verzögern: zum jetztigen Zeitpunkt nein danke! Wenn die teilweise 100jährigen und noch älteren Kanäle bis jetzt ihren Zweck erfüllt haben, dann werden sie das auch noch ein paar weitere Jahre lang tun, bis keine wichtigen Gleisbaustellen mehr anliegen. Den richtigen Zeitpunkt haben die IKB verpasst, jetzt sollen sie bitt'schön gefälligst warten und nicht das wichtigste Verkehrsprojekt der Stadt noch weiter verzögern. Zuerst beseitigen wir das (Auto-)Chaos an der Oberfläche, und wenn das erledigt ist, dann kann es von mir aus unterirdisch weitergehen!

 

[manni]

... und die TIGAS scheint hier auch eine Rolle zu spielen ... die ganze Sache sollte vielleicht mal gründlich durchleuchtet werden. Es entsteht schon ein wenig der Eindruck, dass andere öffentliche Infrastrukturunternehmen den Tramausbau als Sprungbrett für die Umsetzung eigener Vorhaben nutzen wollen.

Die zentrale Frage: wird durch diese von außen aufgezwungenen Verzögerungen und Umplanungen der Tramausbau mit seinem gedeckelten Budget verteuert?

 

[Walter4041]

manni schrieb:

die ganze Sache sollte vielleicht mal gründlich durchleuchtet werden.

Ja, mach das. Dann stellt sich unter Umständen heraus, daß man im allgemeinen von unten nach oben baut und ein Gleis nur dort hinlegen soll, wo auch der Untergrund (inkl. Leitungen) in Ordnung ist.

Klar ist es anders auch technisch machbar, aber das würde in wenigen Jahren erhöhte Kosten aufgrund der schwierigeren Ausführung und unter Umständen auch SEV auf den neu errichteten Linien bedeuten. Da ich, wie jeder andere Steuerzahler, Miteigentümer und teilweise auch Kunde dieser Gesellschaften bin, bin ich schon froh, wenn dort mit Voraussicht investiert wird.

Die Kanaloffensive ist sicherlich kein "Regionalbahnverhinderungsprogramm", sondern umfasst Bauvorhaben in der ganzen Stadt, zu einem guten Teil auch abseits aller Verkehrsachsen. Wenn die notwendigen (und seit längerem geplanten) Arbeiten im ursprünglichen Zeitplan für die Regional-Bahn nicht enthalten waren, ist das nicht unbedingt die Schuld der Leitungsträger.

 

[manni]

Ich stelle ja gar nicht in Frage, dass die Versorgungsleitungen unter den Neubautrassen in Ordnung gebracht oder verlegt werden müssen. Das ist notwendig und ich weiß, dass das überall anders auch gemacht wird.

Nun ist aber, mehr oder weniger plötzlich, dieses "Kanalbauprogramm 2020" aufgetaucht, das offenbar in zeitlicher Konkurrenz steht mit dem Großbauvorhaben "Tramausbau".

Beispiel Anichstraße: dort wollte man ursprünglich schon vor fünf Jahren die Gleise bis zur Klinik legen. Man hatte also satte fünf Jahre Zeit, um die Kanalisation dort zu erneuern (und die wird offenbar komplett erneuert) - warum ist das nicht passiert, obwohl man genau wusste, dass hier bald Gleise verlegt werden?
Und es betrifft ja leider nicht nur die Anichstraße.

An einigen Stellen, mir fällt jetzt die Kreuzung Höttinger Auffahrt ein, war man so vorausblickend, die Leitungsverlegungen rechtzeitig zu machen, aber am ganzen Innenstadtring hat man das offenbar einfach verschlafen.

Ich weiß noch nicht, wo und bei wem hier die Schuld für die mangelhafte Koordination zu suchen ist, aber irgendwas muss da schon schiefgelaufen sein, ganz gerade ist die Optik nicht, oder?

 

[Tramfan]

Dass es zum Schluss hin immer wieder an Koordination fehlt ist klar, dann gibt irgendwer Druck, und da schau an es wird überall unter Hochdruck gebaut.

Leider kenne ich die Umstände nicht. Aber man kann schon generell immer aus der Praxis entnehmen dass es bei jeden größeren Bauprojekt an Koordination zwischen allen beteiligten Firmen und Subfirmen fehlt. Wie gesagt kenne ich die Lage dort nicht. Hab es aber schon oft von der beruflichen Seite erlebt, dass ich gewisse Informationen die durchaus Auswirkungen für den Bau haben, viel zu spät erhalte und sich dann gerade noch, wenns gut läuft, das Montagepersonal und das dazugehörige Material Termingerecht auf die Baustelle bekomme.

Wenn ich mir das durchlese kommt mir sowieso vor, dass die IKB nicht nach 100%iger Abstimmung arbeitet und dann frag ich mich auch wie dieser Terminplan enstanden ist, obwohl die IKB wusste dass wesentlich mehr erneuert wird.
Dort herrscht wohl offensichtlich großes Chaos.

Könnte ja auch einen einfachen Grund haben: Vielleicht wird dort mehr Umgebaut als wie bekannt gegeben wurde?
Von daher könnten sicher Kosten- und Zeitüberschreitungen entstehen.

 

[Martin]

manni schrieb:

Ich weiß noch nicht, wo und bei wem hier die Schuld für die mangelhafte Koordination zu suchen ist, aber irgendwas muss da schon schiefgelaufen sein, ganz gerade ist die Optik nicht, oder?

Frag mal im Tiefbauamt nach....wenn es die nicht wissen, wäre es bedenklich

 

[Walter4041]

manni schrieb:

Nun ist aber, mehr oder weniger plötzlich, dieses "Kanalbauprogramm 2020" aufgetaucht, das offenbar in zeitlicher Konkurrenz steht mit dem Großbauvorhaben "Tramausbau".

Die Kanalbauoffensive gibt es schon seit mehreren Jahren, ich kann mich auch schon an einige diesbezügliche, ganzseitige Anzeigen der IKB im "Innsbruck informiert" erinnern. Der vor ca. 3-4 Jahren gebaute Regenwasserkanal bei der Höttinger Auffahrt war übrigens auch schon Teil dieses Programms. Da war die Situation für den Planer sicher einfacher, da zwei sich rechtwinklich kreuzende Trassen einfacher zu handhaben sind, als zwei quasi parallele Trassen.

Gerade im Innenstadtgebiet sind die meisten Straßen voll mit Leitungen (und wenn ich voll sage, dann meine ich voll). Bei der Erneuerung der Leitungen gibts nur wenige mögliche Trassen und die Regional-Bahn braucht da unter Umständen auch ihren Platz. Ich finde es da schon vernünftiger, wenn sich die Planung der neuen Kanaltrasse an der Regionalbahntrasse zu orientieren hat als umgekehrt (auch wenns eine zeitliche Verzögerung bedeutet). Genau aus diesem Grunde bezweifle ich auch deine Aussage von "fünf Jahren Zeit" im Falle Anichstraße. Ohne es genau zu wissen schätze ich ca. zwei Jahre Zeit, wobei da einiges an Planungsaufwand dahintersteckt und auch für ein Kanalbauwerk Genehmigungen und Bewilligungen benötigt werden.

Wenn man das Pferd anders aufzäumt, haben wir unter Umständen irgendwo den Fall, daß aufgrund der Regional-Bahn ein quasi neuer Kanal wieder abgetragen oder aufwendig umgebaut werden muß oder gar daß in der Gleislage Kompromisse gemacht werden müssen um einen Umbau zu vermeiden. Und da sind die Populisten in Gemeinderat und Medien dann sicher auch gleich zur Stelle und schreien, daß man das wohl früher hätte wissen können.

 

[Walter4041]

Martin schrieb:

manni schrieb: Ich weiß noch nicht, wo und bei wem hier die Schuld für die mangelhafte Koordination zu suchen ist, aber irgendwas muss da schon schiefgelaufen sein, ganz gerade ist die Optik nicht, oder? Frag mal im Tiefbauamt nach....wenn es die nicht wissen, wäre es bedenklich

Ja.

 

[manni]

Antworten auf die Fragen sind da - mehr dazu in Bälde im Intern.

 

[Peter021]

Walter4041 schrieb:

...Und da sind die Populisten in Gemeinderat und Medien dann sicher auch gleich zur Stelle und schreien, daß man das wohl früher hätte wissen können.

Nicht nur im Gemeinderat und Medien ...

Das Projekt braucht seine Zeit (samt aller vorherigen Abklärungen). Und wenn die politische Mehrheit sich im Zuge des Projektes auch von Projektteilen verabschiedet wäre das auch nichts Neues, so etwas gab es (fast) bei jedem Grossprojekt schon...

Der nächste Schritt ist nunmehr die Westtrasse in mehreren Etappen, wobei hier noch einige Probleme zu lösen sind bzw. auch noch anzudenken (Trassentausch Tram/Bundesstrasse z.B.) Auch wenn manches mehr Geld kostet oder länger dauert, das sind ja keine kurzfristigen Unterfangen sondern Planungen für 40 - 50 Jahre. Gerade in Deutschland wurden hier bewusst mit der Tram ganze Strassenzüge neu gestaltet (siehe Freiburg, Bremen usw...)...

Man kann nur auf gute Arbeit im Gemeinderat und den Abteilungen hoffen und auch darauf, dass nicht in populistischer "Taferlmanier" öffentlichkeitswirksam Gegenwind erzeugt wird, der dem Projekt gegenüber vielleicht kontraproduktiv sein könnte... Denn entscheiden wird immer die Mehrheit im Gemeinderat...

LG

 

[_mario_]

manni schrieb:

Nun ist aber, mehr oder weniger plötzlich, dieses "Kanalbauprogramm 2020" aufgetaucht, das offenbar in zeitlicher Konkurrenz steht mit dem Großbauvorhaben "Tramausbau".

Die Kanalbauoffensive ist aber schon ein alter Schinken...da haben sie ja vor 2 Jahren schon ganz Pradl umgegraben

Ich denke, dass sie die Sperren in der Innenstadt einfach unter 1x durchziehen wollten und nicht öfters.

 

[manni]

Meine Befürchtungen kamen nicht von ungefähr, es schaut aber andererseits auch nicht gar so übel aus, es gibt sogar positive Aspekte.
Wer Zutrittsberechtigung hat, schaue bitte hier: http://forum.strassenbahn.tk/viewtopic.php?p=71214#71214

 

[manni]

Öffentliche Texte dazu:

Stadtrat Pechlaner, SPÖ: http://www.spoe-ibk.at/?pid=3547&id=20768

Stadträtin Uschi Schwarzl, Grüne: http://www.uschischwarzl.at/2010/11/wenn-autofahren-politische-visionen.html

TT: http://tinyurl.com/25f9vm9

 

[Aus]

Den internen Thread sehe ich leider nicht, ich hab mir aber zufällig zuvor die IVB Seite angeschaut und die dortigen Zeitpläne für die einzelnen Abschnitte. Da frag ich mich schon warum man mit diesen ganzen Kanalbauarbeiten erst im Oktober beginnt und die dann von Dezember bis März einfach ruhen lässt. Dass da dann Winterpause ist müsste eigentlich jedem klar sein. Man hätte etwa die Arbeiten in der Anichstraße und Maria Theresienstraße auch schon gut im Frühjahr beginnen können. Sogar die lieben Autofahrer hätten da nicht viel gemotzt, da diese Straßen eh primär nur dem ÖPNV dienen.

 

[manni]

Die Winterpause ist schon wieder gestorben. Der politische Gegenwind war zu stark. Sowohl Kanalisation als auch Gleise werden 2012 ohne Pause gelegt werden - Winterpausen sind generell überhaupt nicht notwendig (sofern kein Schneesturm herrscht), das wusste ich vorher auch nicht.

Der Thread ist damit an sich erledigt, ich lasse ihn aber offen, vielleicht müssen wir ihn ja in Zukunft nochmal ausgraben...

 

[DUEWAG 240]

Falls es dann doch wirklich eine Winterpause gibt, können wir also hier zum ausgraben dieses Threads die Schaufeln der Bauarbeiter verwenden.

 

[Aus]

Was heißt jetzt 2012? Laut ivb.at gibt es eine Winterpause im Frühjahr 2011? Ist die jetzt gestrichen worden?

 

[manni]

Oha. Missverständnis - die politische Diskussion betraf eine Pause im ersten Halbjahr 2012 aus politischen Gründen und während der Jugendgeldverschwendungsolympiade (YOG) Anfang 2012. Diese Pausen wird es nicht geben. Die Bauarbeiten 2011 beginnen im März, das bleibt so, zumindest wäre mir nichts Gegenteiliges bekannt.

 

[Aus]

manni schrieb:

Oha. Missverständnis - die politische Diskussion betraf eine Pause im ersten Halbjahr 2012 aus politischen Gründen und während der Jugendgeldverschwendungsolympiade (YOG) Anfang 2012. Diese Pausen wird es nicht geben. Die Bauarbeiten 2011 beginnen im März, das bleibt so, zumindest wäre mir nichts Gegenteiliges bekannt.

Okay, na immerhin. Mich stört allerdings schon die kommende Pause genug. Eigentlich ist mir sowieso unverständlich warum nicht direkt im Anschluss ans Kanal verlegen, die Gleisbauarbeiten losgehen. In der Anichstraße geht das ja recht flott vorwärts. Da könnte man bereits die ersten Meter Gleise verlegen.

 

[manni]

Ja, gute Frage. Ich werde mich erkundigen. Bisher hatte ich das nicht in Frage gestellt.