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Aus FahrbetriebsleiterIn
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Beitrag #19108 Erstellt: 04.09.2006 18:01
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Ich komm grad aus London und möcht euch ein paar meiner Eindrücke vom Öffentlichen Verkehr der Stadt geben. Ein paar Bilder hab ich auch, allerdings muss ich die erst auf den Computer laden bzw. einscannen.
Der Flug ging von Zürich nach London Heathrow, einem der vier großen Flughäfen rund um London. Von dort aus gibt's mehrere Wege in die Stadt rein: a) Der sauteure HeathrowExpress b) Eine billigere, langsamere Variante von a c) Normale Züge, die allerdings nirgends angeschrieben waren (Hab ich erst bei der Rückfahrt entdeckt) und d) die Underground/Tube.
Wir haben uns für d) entschieden. Leider war die Stadtion direkt beim Terminal 2 für 2 Tage außer Betrieb. Der Busshuttle zur nächsten Stadtion war aber exzellent organisiert. Zig Angstellte und Hinweistafeln haben den Weg zum Bus hingewiesen - dort wurde einem das Gepäck verstaut und am Ankunftsort wieder entladen. Niemals zuvor habe ich einen derart gut organisierten Schienenersatzverkehr erlebt.
Nach 5 Minuten Busfahrzeit gings dann zur Underground, die hier aber eigentlich ein normaler Zug über Tage ist. Auf dieser Strecke (der Piccadilly-Line) sind größere Garnituren im Einsatz als die berühmten "Tube-Linien". Die Strecke ist verhältnismässig neu, allerdings sind die Bahnsteigniveaus an jeder Haltestelle verschieden. Das stellt ein gewaltiges Handicap für Gehbehinderte Menschen dar und hat in der Vergangenheit schon zu tödlichen Unfällen geführt. An quasi jeder Station wird durch Lautsprecher gewarnt "Mind the Gap".
Leider ist die Tube in London nicht Barrierefrei. Nur ein verschwindend geringer Bruchteil der Stationen besitzt überhaupt Lifte. Mehr als einmal hab ich Mütter mit Kinderwägen gesehen die nicht wussten wie sie runter sollten über die Treppen. Rollstuhlfahrer müssen es gar nicht erst probieren. Einzig und alleine die "Dockland Light Railway" - eine Art Stadtbahn welche die Innenstadt mit den Docklands verbindet und Teil des U-Bahn Netzes ist, ist vollkommen Barrierefrei.
Die Tube Infrastruktur wird von mehreren privaten Firmen erhalten, der größte Teil von Metronet, einem Konsortium, das jede Woche mehr als 1 Million Pfund gewinn macht. Leider ist die Infrastruktur aber nur unzulänglich und viele Stationen sind oft für einen Tag, manchmal auch für Monate geschlossen. Allerdings werden diese Dinge hervorragend kommuniziert und Alternativ- bzw. Ausweichvorschläge findet man ebenfalls öffentlich angeschrieben.
Das Bussystem in London Auch das Bussystem wird von mehreren privaten Betreibern befahren. Gesehen hab ich Busse von Arriva, First, Transdev, Go Ahead, City Central, Metroline und Stagecoach. Sie alle fahren in einem Tarifverbund. Das Bussystem hab ich als exzellent empfunden. Die Frequenz ist enorm hoch und die Busse sind recht gut eingerichtet. Hauptsächlich fahren Doppelstock-Busse von Volvo (und diversen anderen herstellern herum). Allerdings wird jetzt auf Gelenks Citronen umgestellt, da diese bessere Barrierefreiheit bieten und schnelleres ein und aussteigen ermöglichen.
Wie kommt man billig durch London per public Transport? Am besten ein Tubeticket vom Flughafen weg lösen (Das geht allerdings nur von Heathrow und vom London City Airport aus). London ist in 6 Zonen aufgeteilt, innerhalb der Stadt benötigt man aber eigentlich nur die Zonen 1 & 2. Am Besten ist es also ein 3-Tages Ticket für möglichst wenige Zonen zu lösen. Mit diesem Ticket kann man sämtliche Tubes und Buslinien benützen.
Conclusio Super Bussystem, Weniger tolles U-Bahnsystem
http://tram.afterdarknet.at/
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manni Betreiber des Forums
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godwin FahrdienstleiterIn
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Beitrag #25687 Erstellt: 23.10.2007 14:56
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Ach meine liebste Millionenstadt...
klaus schrieb: |
Auf dieser Strecke (der Piccadilly-Line) sind größere Garnituren im Einsatz als die berühmten "Tube-Linien". |
Halt, da irrst du dich. Die Piccadilly-Line ist eine der tubes, sprich Röhrenbahnen, die in mittels TBM (Tunnelbohrmaschine) hergestellten Tunnels verkehrt. Die hat kleine Garnituren, wo aufpassen musst, dass im Bereich des Einstieges nicht mit dem Schädel andonnerst.
Die Unterpflasterbahnen, die mit größeren Zügen, ergo in größeren Tunnels - hergestellt in offener Bauweise (also vom Straßenniveau aus aufgegraben) - verkehren, sind die Circle, District, Hammersmith & City, Metropolitan und East London Line. Wobei letztere bald keine U-Bahn mehr ist, sondern Teil des neuen Londoner S-Bahn-Netzes, genannt London Overground.
klaus schrieb: |
Die Tube Infrastruktur wird von mehreren privaten Firmen erhalten, der größte Teil von Metronet, einem Konsortium, das jede Woche mehr als 1 Million Pfund gewinn macht. |
Metronet und Gewinn? Jetzt sinds in Konkurs. Siehe BBC-Bericht vom 18.07.2007: http://news.bbc.co.uk/1/hi/business/6903977.stm
klaus schrieb: |
Wie kommt man billig durch London per public Transport? Am besten ein Tubeticket vom Flughafen weg lösen (Das geht allerdings nur von Heathrow und vom London City Airport aus). London ist in 6 Zonen aufgeteilt, innerhalb der Stadt benötigt man aber eigentlich nur die Zonen 1 & 2. Am Besten ist es also ein 3-Tages Ticket für möglichst wenige Zonen zu lösen. Mit diesem Ticket kann man sämtliche Tubes und Buslinien benützen. |
Mit der Oyster Card (übersetzt: Austernkarte ), eine Art Wertkarte, bist unter Umständen um einiges günstiger dran. Da wird dir zwar jedesmal eine Einzelfahrt zu einem ermäßigten Preis abgebucht, aber der maximale Preis pro Tag ist gedeckelt, also du zahlst nie mehr als das Tagesmaximum.
klaus schrieb: |
Super Bussystem, Weniger tolles U-Bahnsystem |
Naja, über die U-Bahn könnte ich nichts Negatives sagen, außer die Zugangstunnels, die teilweise kriminell eng sind. Da schauts im Notfall düster aus.
In zwei Monaten werde ich eh wieder ein paar Tage über den Kanal hüpfen und mir London zu Gemüte führen und etliche Meilen auf der tube zurücklegen.
Ergänzung:
manni schrieb: |
Danke klaus für den ausführlichen Bericht.
Lustig zu lesen ist, dass die Doppelstockbusse von Gelenskcitronen ersetzt werden - es scheint keine Stadt mehr zu geben, die nicht auf Citronen setzt. |
Ja, da habe ich letztes Jahr auch gestaunt, als ich dort etliche rot lackierte Citronen verkehren sah.
manni schrieb: |
Die Auswirkungen der übertriebenen Privatisierung in GB gefallen mir gar nicht - Überschüsse sollten eigentlich reinvestiert werden, die Infrastruktur scheint das ja eigentlich dringend nötig zu haben (fehlende Barrierefreiheit). |
Da stimme ich dir zu. Und des weiteren haperts in England an der Sicherheit. Nicht umsonst kleschts dort bei den Bahnen relativ oft, weil die Bahnsicherungsanlagen alles andere als Stand der Technik sind.
Zuletzt bearbeitet von godwin: 23.10.2007 15:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Heli VerkehrsministerIn
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Beitrag #25691 Erstellt: 23.10.2007 20:50
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Aber wenn man das U-Bahn-system von London mit dem anderer vergleichbarer städte vergleicht (v.a. Paris), muss man aber schon sagen, dass die Londoner U-Bahn weit hinterherhinkt. Geringe Fahrgeschwindigkeiten, lange Haltestellenaufenthalte, Verzögerungen durch Mehrfachbelegung auf einigen Strecken (ergo grösseres Intervall), ... das erinnert eher an einen gemächlichen Vorortzugbetrieb als an einen schnellen Metrobetrieb in einer 10-Mio-Stadt.
Die Reisegeschwindigkeit von Haus zu Haus in Paris ist IMHO um ca. 30 % kürzer als in London.
lg
Heli
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godwin FahrdienstleiterIn
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Beitrag #25693 Erstellt: 23.10.2007 22:08
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Du hast allerdings recht, teilweise stehst auch eine Zeit lang auf der Strecke zwischen zwei Stationen wegen eines Signalhaltes aufgrund der Kreuzungspunkte der einmündenden Linien. Besonders arg ist es auf der Circle-/District-Line. Die teilweise 35 - 40 mph die im Tunnel vmax wären, erreichst eh kaum.
z.B. Wien ist zwar keine 10-Mio-Stadt, aber hier hast eine ganz andere Reisegeschwindigkeit. Stationshalt -> beschleunigen -> Streckenhöchstgeschwindigkeit -> bremsen -> Stationshalt. Und kaum Verzögerungen im System, außer vielleicht auf der U6 zu Spitzenzeiten. Aber im Vergleich zur Londoner U-Bahn ist das fast schon ein ICE.
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Tramfan Globaler Forums-Moderator
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Beitrag #25710 Erstellt: 24.10.2007 06:14
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Wobei man muss auch sehen dass London ein sehr altes U-Bahn System hat und nach 100 Jahren musst auch mal mit Rollmaterial und Vernetzung der U-Bahn Linien nachkommen. Die U-Bahnstationen sind teilweiße in einen zustand wo man sich schon manchmal fragt.
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Obusfahrerin Gast
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Beitrag #25711 Erstellt: 24.10.2007 08:10
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Hannes VerkehrsstadträtIn
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Beitrag #25713 Erstellt: 24.10.2007 09:05
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Dass das Netz in England so verlottert ist, würde ich nicht unbedingt den privaten Betreibern zuscheiben. Sowas baut sich ja über Jahrzehnte auf. Soweit ich weiß hat man das so gemacht, dass das Schienennetz ursprünglich an eine Gesellschaft verkauft wurde, die ihrerseits Teile des Netzts in einer Art Franchise-System weiter vergeben hat. Was den Personenverkehr betrifft hat es daraus deutliche Verbesserungen gegeben. Nur hat die Rechnung wegen der jahrzehntelang verlotterten Infrastruktur unterm Strich einfach nicht aufgehen können.
Dass der ÖV von öffentlichen Betrieben gemacht werden soll, dem muss ich entschieden wiedersprechen: Das führt - wie man ja an unzähligen Beispielen belegen kann - zu Ineffizienz, hohen Kosten, mangelndem Service, Privilegien, schlechter Qualität (weil man ja nicht auf den Kunden angweisen ist) - und irgendwann ist das dann alles unfinanzierbar - siehe ÖBB. ÖV kann durchaus von privaten Betreibern abgewickelt werden, wichtig ist nur, dass es eine UNABHÄNGIGE STELLE gibt, die plant, koordiniert, Kriterien festlegt und die Linien ausschreibt, und dass das Netz (im Idealfall) nicht den Linienbetreibern gehört (ist auch von der EU so gedacht).
Bei der Ausschreibung sollte das (tuts bei uns leider meist nicht) dann so laufen, dass die Linien bzw. Linienpakete zu definierten Bedingungen (Fahrzeugqualität, Fahrplan, Takt, Preis,...) für eine bestimmte Zeit (z.B. 5 Jahre) an denjenigen Betreiber vergeben werden, der dies um den geringsten Zuschuss (Verlustabdeckung) macht. Bei Nichteinhaltung der Qualitätsstandards gibt es Strafen (in Tirol erst 1x passiert). Im Londoner Busverkehr hat man das so gemacht: mit Erfolg: niedrigere Kosten, mehr Fahrgäste. Den ländlichen Busverkehr in England hat man total dem freien Markt überlassen - hat natürlich nicht funktioniert, weil nur noch Linien bedient wurden, die Gewinn abwarfen. Deshalb mussten die Gemeinden Zusatzleistungen teuer zukaufen.
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Heli VerkehrsministerIn
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Beitrag #25716 Erstellt: 24.10.2007 11:11
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Die Pariser Metro ist auch nicht viel jünger, wurde aber von Anfang an intelligenter konzipiert. Und heute, bei einem wesentlich höheren Fahrgastaufkommen, wirkt sich das halt erst richtig aus.
lg
Heli
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Obusfahrerin Gast
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Beitrag #25717 Erstellt: 24.10.2007 11:30
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Hannes VerkehrsstadträtIn
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Beitrag #25718 Erstellt: 24.10.2007 11:46
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@ admiral:
Leider scheinst du meinen Beitrag nicht richtig gelesen zu haben. Es geht nicht darum - WIE ICH JA BETONT HABE - den ÖV völlig dem freien Markt auszusetzen, sondern einen KONTROLLIERTEN Wettbewerb zu schaffen. Dieser führt zu einem besseren Preis/Leisungs-Verhältnis - auch dann wenn das Unternehmen natürlich Gewinn machen will. Warum? Weil ein Privatunternehmen dadurch Anreize hat effizient zu wirtschaften und mehr Kunden zu gewinnen. Ein Unternehmen das nicht im Wettbewerb steht hat solche Anreize nicht - siehe ÖBB. Genau das ist ja z.B. auch der Grund für das Scheitern des Sozialismus und der verstaatlichten Industrie. Mit keinem Wort habe ich erwähnt dass Linien eingestellt werden sollen - wie es genau die (öffentlichen) ÖBB übrigens in den 90ern in großem Umfang gemacht hat (vor Inkrafttreten des ÖPNRV-G 99, das dem EU-Recht entsprechend ebendiese Forderungen zur Grundlage hat), GENAU DAS sollen Verkehrsdienstverträge ja verhindern. Wie gesagt: die Leistung wird vorgegeben und kann daher nicht verschlechtert werden - derjenige der diese zum besten Preis erbringen kann kommt bei der Vergabe zum Zug. Und wenn er besser wirtschaftet als erwartet, besseren Service bietet und so mehr Fahrgäste gewinnt, dann bleibt ihm auch mehr Gewinn.
Zuletzt bearbeitet von Hannes: 24.10.2007 11:48, insgesamt einmal bearbeitet
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Obusfahrerin Gast
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Beitrag #25724 Erstellt: 24.10.2007 22:56
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Hannes VerkehrsstadträtIn
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Beitrag #25725 Erstellt: 25.10.2007 09:16
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@ admiral, hier mein letzter Versuch, dann verzweifle ich:
Der Kontrollierte Markt bietet, sofern es sich um Netto-Verkehrsdienverträge handelt (bei uns üblich) SEHR WOHL Anreize, weil das Unternehmen die Fahrgeldeinnahmen vom Verbund (Koordinierungsstelle) bei der Abrechnung gut geschrieben bekommt - bei mehr Fahrgästen also mehr verdient.
Wo bitte werden dadurch Private subventioniert??????? Es wird lediglich ein vereinbarter FIXER Verlustabdeckungbetrag bezahlt. Der liegt logischerweise nach einem Ausschreibungsverfahren TIEFER, als wenn man den Auftrag einfach so vergibt und nicht über den Preis verhandelt. Die Höhe dieses zu Betrags hängt vom Anbot der an der Ausschreibung teilnehmenden Unternehmen ab - bei stark frequentierten Linien wird er niedriger, bei wenig frequentierten Linien höher sein.
Der Einfluss bleibt BESTEHEN, weil die Netz- und Fahrplanplanung, die Koordination, die Leistungsbeschreibung, die Qualitätskontrolle und die Endabrechnung beim Verbund liegt.
Da Qualitätstandards vorgegeben sind, sind diese auch zu erfüllen. Ansonsten werden WIE ERWÄHNT Strafen fällig bzw. wird die Fahrgastzahl zurückgehen und das Unternehmen weniger verdienen. Es kann auch in den Verträgen ein jährlicher Mindestzuwachs der Fahrgastzahlen gefordert werden. Aus diesen Gründen wird sich das Unternehmen also um Qualität und Service bemühen - im eigenen Interesse und im Gegensatz zum früheren System wo die Verluste einfach vom Staat bezahlt wurden, egal wie hoch.
Wenn ein Privater mal aufhaust - was nun einmal passieren kann, dann wird NIX zurückgekauft - was auch? - sondern die Linie / das Linienpaket einfach neu ausgeschrieben. Risiko für die Öffentliche Hand: 0
Zuletzt bearbeitet von Hannes: 25.10.2007 09:22, insgesamt einmal bearbeitet
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HolgerW LehrfahrerIn
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Beitrag #25728 Erstellt: 25.10.2007 10:07
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Lieber Hannes,
leider muß ich Dir widersprechen, wenn Du schreibst, daß "wenn ein Privater aufhaut", einfach neu ausgeschrieben wird und das Risiko für die Öffentliche Hand gleich O ist.
Wir haben hier in Nordhessen einen Fall, bei dem ein Unternehmen bei einer Ausschreibung einen "Phantasiepreis" abgegeben hat (erhielt dann auch für acht Jahre den Zuschlag) um dann nach 9 Monaten "den Löffel abzugeben". Der ausschreibende Verkehrsverbund war gezwungen, binnen 14 Tagen ein Unternehmen zu finden, daß im Stande war, diese Verkehre zu übernehmen.
Natürlich zu einem deutlich höheren Preis. Das Ende vom Lied, der Verkehrsverbund darf bis zum Ende der Laufzeit der Ausschreibung ca. 3,4 Millionen € draufzahlen. Woher dieses Geld kommen wird, kann sich jeder denken.
Allerdings hat der Verkehrsverbund daraus gelernt: bei jeder Ausschreibung muß ein Bewerber eine Kostenkalkulation abgeben und seitdem sind bei Ausschreibungen auf einmal weniger "Teilnehmer" festzustellen.
Noch eine Nachinformation: das Verkehrsunternehmen, welchem die Luft ausgegangen ist und mittlerweile nicht mehr existiert, hat hessenweit (das Bundesland, in dem ich lebe) Schulden von ca. 9 Millionen € bei vier Ausschreibungen hinterlassen und die Muttergesellschaft (ein kommunales Unternehmen!) lehnt dafür die Verantwortung ab. Demnächst werden sich damit auch die Gerichte beschäftigen.
Grüsse nach Tirol aus der Stadt der "documenta"
Holger
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Hannes VerkehrsstadträtIn
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Beitrag #25729 Erstellt: 25.10.2007 10:38
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Hi Holger!
Das kann hier in Tirol zum Glück nicht so leicht passieren, weil die Angaben der Verkehrsunternehmen vom VVT einer Plausibilitätsprüfung unterzogen werden. Der Grund dafür ist aber leider weniger die gute und gewissenhafte Arbeit des Verkehrsverbundes, sondern die Tatsache, dass es bei uns leider noch nie zu einer echten Ausschreibung gekommen ist. Bis jetzt wurden immer die schon vorher ansässigen Verkehrsunternehmen mit der zusätzlichen Bestellleistung beauftragt und deswegen ist die Verlockung dieser sehr groß, überhöhte Preise zu verlangen (besonders die ÖBB). Möglich ist dieses Vorgehen des VVT durch eine Unklarheit im ÖPNVR-G 99, das die Möglichkeit bietet für eine "geringfügige" Mehrleistung auf eine Ausschreibung zu verzichten. Die Grenze für "geringfügig" wird dabei leider sehr großzügig interpretiert. In einem Fall ist deswegen bereits eine Klage eines von der Anbotlegung ausgeschlossenen Mitbewerbers bei der EU anhängig.
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manni Betreiber des Forums
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Beitrag #25996 Erstellt: 31.10.2007 02:39
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Der VVT kann allerdings auch z.B. Fahrbetriebsmittel selber ankaufen und auch warten, nebenbei erwähnt - ich habe jetzt aber nicht nachgesehen ob das schon mal praktiziert wurde.
Wenn ich mir manche Verkehrsverbünde ansehe, halte ich das trotz des höheren öfentlichen Risikos eigentlich für die bessere Lösung, weil damit ein einheitlicher Fuhrpark und eine gewisser Qualitätsstandard in der Ausstattung garantiert werden kann - es kann gar nicht erst soweit kommen, dass die Auftragnehmer Strafen zahlen müssen (wenn es soweit kommt, haben wir ja leider schon ein Qualitätsproblem).
Gutes Beispiel hier sind die Busse von Ledermair/Heiss auf der Linie J. Irgendwas ist an denen fast immer kaputt. Klimaanlage, Innenanzeige, kaputte Türtaster, alles Dinge, die wir hier sonst einfach nicht gewöhnt sind und die auch nicht sein sollen, aber VVT bzw. IVB scheinen ihre Qualitätsvorgaben hier einfach nicht durchsetzen zu können.
An dieser Stelle bitte ich übrigens alle, Informationen über solche Vorfälle mit Ledermair/Heiss zu sammeln und im Forum zu posten oder mir zu schicken und vielleicht auch selber bei den IVB zu reklamieren, damit die etwas Druck kriegen.
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godwin FahrdienstleiterIn
Alter: 124
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