Ingenieur FahrdienstleiterIn
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Beitrag #103884 Erstellt: 30.06.2016 14:06
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Es ist zwar unter diesem Titel etwas OT, aber ich habe mir die Darstellung angesehen und folgendes ist mir dabei aufgefallen:
- Die Neubaustrecke im Westen fährt an den Bereichen mit der höchsten Wohnbevölkerungsdichte vorbei (ausgenommen Peerhöfe). Hier würde sich die bereits angesprochene Bahn Richtung Fürsten- und Mitterweg als mit Abstand wichtigste weitere Ausbaustufe anbieten. Hauptsächlich die aktuelle Auslastung der Linie O ist ein Argument für die derzeit in Bau befindliche Linienführung. Allerdings habe ich Zweifel, ob die Straßenbahn diese Auslastung wird halten können (Gründe siehe unten).
- Die Linie 1 bedient, wie oben bereits erwähnt, zwei der zumindest gemäß Darstellung am dichtesten bewohnten Bereiche in Innsbruck (Wilten und Saggen) sowie bedeutende Schulstandorte. Das schlägt sich aber überhaupt nicht in der Auslastung nieder. Ich habe noch nie einen Wagen der Linie 1 gesehen, bei welchem auch nur alle Sitzplätze belegt gewesen wären, von Stehplätzen vollkommen abgesehen. Bei der Linie 3 fehlt mir etwas das Sample für eine statistisch relevante Aussage, aber einen gut besetzten Wagen habe ich hier auch noch nie gesehen. Schienen-Malus?
- Und nun ein kleines Bild (bitte um Verzeihung wegen der Qualität), welches die Problematik des Innsbrucker Straßenbahnsystems gut symbolisiert:
Moderner Nahverkehr mit Straßenbahn-Entschleunigungsprogramm ...
Der Bus, in welchem ich saß, hat die Kutsche überholt. Die Straßenbahn konnte das natürlich nicht --> Fahrzeitverlust von der Erlerstraße bis zur Stainerstraße: ca. 3 bis 4 min. Und das passiert am laufenden Band entlang beider Straßenbahnachsen! Solange man eine (tierquälerische) Belustigung für im Schnitt 2 Personen für wichtiger hält als einen zuverlässigen Straßenbahnverkehr, wird aus einem Schienen-Bonus schnell ein Schienen-Malus.
Unter den Innsbrucker Rahmenbedingungen ist die Straßenbahn langsamer und unzuverlässiger als der Bus. Und das schlägt sich eben auch in der Nachfrage nieder. Und damit ist auch jeder Gedanke an weitere Straßenbahnstrecken, vor allem in weitgehend unbedeutende Randgebiete (siehe verlinkte Karte mit der Bevölkerungsdichte von Aldrans) ein verschwendeter Gedanke.
Zuletzt bearbeitet von Ingenieur: 30.06.2016 14:16, insgesamt einmal bearbeitet
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Innsbrucker VerkehrsstadträtIn
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Beitrag #103888 Erstellt: 30.06.2016 17:09
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Ingenieur schrieb: |
- Die Neubaustrecke im Westen fährt an den Bereichen mit der höchsten Wohnbevölkerungsdichte vorbei (ausgenommen Peerhöfe). Hier würde sich die bereits angesprochene Bahn Richtung Fürsten- und Mitterweg als mit Abstand wichtigste weitere Ausbaustufe anbieten. Hauptsächlich die aktuelle Auslastung der Linie O ist ein Argument für die derzeit in Bau befindliche Linienführung. Allerdings habe ich Zweifel, ob die Straßenbahn diese Auslastung wird halten können (Gründe siehe unten). |
Die Linie O profitiert von der mäßigen Bedienungsqualität auf dem Fürstenweg. Wenn man die Wahl zwischen einem Bus alle 5 min und alle 15 min hat, wird ersterer den Vorzug bekommen. Und auch stadtauswärts muss man sich entscheiden, welche Haltestelle man aufsucht. Und die Gegend zwischen Höttinger Au und Fürstenweg ist abschnittsweise durchaus recht dicht bebaut. Fahrgäste sind doch einiges toleranter hinsichtlich Wegen zur Haltestelle als oft angenommen, wenn nur das Angebot passt. Im übrigen bedient Linie O auch zwischen Technik und Lahntalweg verdichtete Wohnbebauung, nur dass diese leider von Linie 2 idiotischerweise nur alle 15 min bedient werden soll (wohlgemerkt im beschlossenen Endausbau, in der ersten Stufe nur alle 20 min!).
Ingenieur schrieb: |
- Die Linie 1 bedient, wie oben bereits erwähnt, zwei der zumindest gemäß Darstellung am dichtesten bewohnten Bereiche in Innsbruck (Wilten und Saggen) sowie bedeutende Schulstandorte. Das schlägt sich aber überhaupt nicht in der Auslastung nieder. Ich habe noch nie einen Wagen der Linie 1 gesehen, bei welchem auch nur alle Sitzplätze belegt gewesen wären, von Stehplätzen vollkommen abgesehen. |
Ich bin da bei den ganz am Rand erwähnten Lohner-Vierachsern drauf gestoßen, die man wegen zu geringer Kapazität ausgemustert hat. Heute würden die im 10-min-Takt komischerweise völlig ausreichen, damals hat man alle 7,5 min einen Sechsachser gebraucht. Das lässt darauf schließen, dass das Verkehrsaufkommen regelrecht erodiert ist. Die Gründe dafür? Wahrscheinlich zumindest die teilweise wie überall bei kurzen Linien innerhalb der Kernstadt: Die Bevölkerungsdichte dürfte dort wie überall in solchen Gegenden aufgrund kleiner werdenden Haushaltsgrößen rückläufig sein, und die Konkurrenz durch den Fahrradverkehr wird stärker. Die Linie 1 dürfte zudem massive Konkurrenz durch Fußgängerverkehr haben. Von der Bundesbahndirektion bis in die Innenstadt kann man locker zu Fuß gehen, kaum jemand wird da für die Straßenbahnfahrt bezahlen wollen. Auf dem Südende dürfte die Akzeptanzgrenze etwa an der Franz-Fischer-Straße liegen. Dahinter kommt auf dem Nordast fast nichts mehr, auf dem Südast wenig. Auf dem Nordast kommt hinzu, dass die wesentlich häufiger bediente Kaiserjägerstraße auch noch das letzte Verkehrsaufkommen abzieht.
Hier würde die bereits erwähnte Liniennetzumstellung tendenziell helfen, weil man mit der Führung zum Hauptbahnhof und zur Triumphpforte sinnvollere Ziele anbieten würde, bei denen der Fußweg nicht mehr konkurrenzfähig wäre. Schließlich kann man zur Museumstraße abkürzen. Für den Südast würde sich dadurch nichts ändern.
Jedenfalls folgt daraus auch, dass eine Direktverbindung Wilten - Hauptbahnhof nur als Zusatzangebot machbar wäre, das weitere Nachfrage von der Linie 1 abziehen würde und insofern durchaus problematisch wäre.
Ingenieur schrieb: |
Der Bus, in welchem ich saß, hat die Kutsche überholt. Die Straßenbahn konnte das natürlich nicht --> Fahrzeitverlust von der Erlerstraße bis zur Stainerstraße: ca. 3 bis 4 min. Und das passiert am laufenden Band entlang beider Straßenbahnachsen! Solange man eine (tierquälerische) Belustigung für im Schnitt 2 Personen für wichtiger hält als einen zuverlässigen Straßenbahnverkehr, wird aus einem Schienen-Bonus schnell ein Schienen-Malus.
Unter den Innsbrucker Rahmenbedingungen ist die Straßenbahn langsamer und unzuverlässiger als der Bus. Und das schlägt sich eben auch in der Nachfrage nieder. Und damit ist auch jeder Gedanke an weitere Straßenbahnstrecken, vor allem in weitgehend unbedeutende Randgebiete (siehe verlinkte Karte mit der Bevölkerungsdichte von Aldrans) ein verschwendeter Gedanke. |
Diese straßenzuscheißenden Touristenbelustigungen sind ein reales Problem, auch durch das rücksichtslose Benehmen der Betreiber. Die gehören komplett von den ÖPNV-Achsen verdrängt, ausnahmslos. Daran erkennt man aber auch die Priorität, die der ÖPNV bei der Stadt wirklich hat.
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