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Tramtiger VerkehrsministerIn
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Beitrag #73611 Erstellt: 01.03.2011 16:25
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Ich war nicht dabei aber wenn die Meldungen stimmen dann ist da einges Falsch gelaufen! Busfahrerin läuft davon und eine Mutter und ein 13 jähriges Kind haben den Mut den 80 jährigen taktierten Mann nicht alleine zu lassen.
Ich bin ja kein Jurist, aber das Verhalten der Busfahrerin könne auch als "unterlassene Hilfeleistung" gewertet werden.
Zuletzt bearbeitet von Tramtiger: 01.03.2011 16:31, insgesamt einmal bearbeitet
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manni Betreiber des Forums
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Beitrag #73612 Erstellt: 01.03.2011 16:33
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Ich war auch nicht dabei. Aber es muss jedem selbst überlassen bleiben, ob er sich in Gefahr begibt. Als IVB-Angestellte wäre sie möglicherweise besonders exponiert gewesen für Attacken, mehr als irgendein Fahrgast, der sich einmischt. Tramfahrerinnen und Busfahrer sind keine Security-Guards mit Nahkampfausbildung. Wenn so etwas passiert, ist der Fahrer oder die Fahrerin nur noch ein Bürger wie alle anderen auch. Sich körperlich angreifen zu lassen, das gehört nicht zum Jobprofil und spiegelt sich auch nicht im Gehalt wider! Viele tragen zwar Pfefferspray etc. mit sich herum, aber wer will das schon einsetzen? Das muss schon jedem selbst überlassen bleiben.
In meinen Augen sind IVB und Stadt gefordert, hier endlich aktiv zu werden. Auf das Fahrpersonal kann man die Verantwortung sicher nicht abschieben.
Und ad "unterlassene Hilfeleistung": die könnte man dann wohl jedem Fahrgast anhängen, der sich nicht eingemischt hat.
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Zuletzt bearbeitet von manni: 01.03.2011 16:34, insgesamt einmal bearbeitet
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Tramtiger VerkehrsministerIn
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Beitrag #73613 Erstellt: 01.03.2011 16:52
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Zitat: |
Und ad "unterlassene Hilfeleistung": die könnte man dann wohl jedem Fahrgast anhängen, der sich nicht eingemischt hat. |
RICHTIG!
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manni Betreiber des Forums
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Beitrag #73615 Erstellt: 01.03.2011 17:43
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Da kommt es aber auf die Situation drauf an! Wenn jemand extrem aggressiv wirkt oder bewaffnet ist oder wenn es sich um eine Gruppe gewaltbereiter Personen handelt, ist man sicher nicht verpflichtet, einzugreifen und sich damit selbst zu gefährden! Unterlassene Hilfeleistung bezieht sich AFAIK außerdem eher auf medizinische Probleme, Unfälle o.Ä.
Klar wäre es gut, wenn bei heder Gewalttat in der Öffentlichkeit sofort alle Passante eine Meute bilden und die Täter unschädlich machen würden, aber das ist praxisfern. Deshalb sehe ich Stadt und IVB in der Pflicht!
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sLAnZk BeherrscherIn allen Verkehrslebens
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Beitrag #73634 Erstellt: 02.03.2011 01:08
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Nein. Den 95 kann man hier keinem anhängen, weil man ja hier vernünftigerweise befürchten muß, selbst verletzt oder zumindest attackiert zu werden (oder?), was einen entschuldigt.
Was man hier tun sollte, ist, gelegentlich Personal mitzuschicken, das die Dinge im Auge hat. Securities sollten das nicht sein, weil die nimmt niemand ernst. Es sollten Schaffner sein, solang die Leute noch wissen, was Schaffner sind und wie man sich ihnen gegenüber benimmt.
Es kreist die Tram in meinem Kopfe
herum fährt sie mit Strom
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ice108 VerkehrsministerIn
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Beitrag #73715 Erstellt: 06.03.2011 11:21
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Letztendlich ist das aber denke ich vor allem ein Fall von Restrisiko. Das hätte genausogut auf der Straße passieren können, deswegen stellt man aber zum Glück auch nicht an jede Straßenecke einen Polizisten. Und Freitag 13 Uhr ist nun auch nicht gerade eine Zeit, wo man sagen könnte, solche Gestalten sind gehäuft unterwegs.
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sLAnZk BeherrscherIn allen Verkehrslebens
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Beitrag #73721 Erstellt: 06.03.2011 19:20
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Die Überlegung mit der Tageszeit ist ganz sicher stichhaltig, aber die Tendenz, Busse als sich bewegende - was weiß ich - Gehsteige anzusehen, halte ich für falsch. Es wäre wichtig, in den Fahrzeugen für Ordnung zu sorgen, die gehören nicht niemandem, sondern mir.
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ice108 VerkehrsministerIn
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Beitrag #73722 Erstellt: 06.03.2011 19:59
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Es ist öffentlicher Raum, genauso wie Gehsteige, S-Bahnen, Bahnhöfe, mit Einschränkungen auch Einkaufszentren, etc. öffentlicher Raum sind. Die Gehsteige gehören auch der Stadt, also im Sinne dieser Argumentation auch dir.
Natürlich, wenn da ein Problem ist, sowas z.B. öfters vorkommt, oder entsprechende Personen(kreise) schon amtsbekannt sind, soll man für Ordnung sorgen. Aber ich glaube nicht dass es möglich bzw. erstrebenswert ist alles hundertprozentig abzusichern.
Und in einem Bus hat man immerhin gewöhnlich mehrere Leute plus direkte Kommunikation zur Leitstelle. Wenn der 80-jährige diesen Leuten in einer Seitenstraße begegnet wäre hätte das nochmal ganz anders ausgehen können.
Zuletzt bearbeitet von ice108: 06.03.2011 20:02, insgesamt 3 mal bearbeitet
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sLAnZk BeherrscherIn allen Verkehrslebens
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Beitrag #73724 Erstellt: 06.03.2011 22:17
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Ja, das ist richtig. Ich hätte die Busse allerdings gerne so behandelt gewußt wie Einkaufszentren. Ich wäre auch nicht dafür, jeden Bus zu bewachen, aber ein gewisses Niveau der Anwesenheit des Eigentümers - der IVB - sollte gegeben sein. Man sollte das Gefühl haben, es wird reagiert, wenn bestimmte Dinge getan werden.
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Walter4041 VerkehrsministerIn
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Beitrag #73777 Erstellt: 08.03.2011 08:08
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Tramtiger schrieb: |
Die Busfahrerin ist geflüchtet und eine Mutter mit Kind hat sich dem Problem gestellt! Letztendlich hat ein türkischstämmiger Fahrgast den Mut aufgebracht der Mutter zu helfen! Tolle BusfahrerInnen haben wir! |
Zustimmung!
Alleine der Umstand, daß ein einziger beherzt auftretender Fahrgast die drei Typen in die Flucht schlägt, zeigt welche "Helden" die drei waren. Ich bin kein Jurist, aber dieser Umstand dürfte auch die Eigengefährdung lt. §95(2) StGB etwas relativieren, oder?
Die einzig mögliche Lösung kann eigentlich nur sein, daß in Zukunft nur solche Leute im Fahrdienst eingesetzt werden, die dazu charakterlich auch geeignet sind und nicht gleich die Nerven verlieren.
just my2ct
Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit.
André Kostolany
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rudema Verkehrsbetriebs-Boss
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Beitrag #73779 Erstellt: 08.03.2011 10:31
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Bei uns in Linz zum Beispiel sollten sich die Bus- und Straßenbahnfahrer nicht einmischen bei Schlägerein in den Fahrzeugen. Sie sollten sofort die Leitstelle kontaktieren, diese schickt dann gleich die Polizei dorthin. Der Grund warum man dies so geregelt hat war dieser, da es mal sehr viel Krankenstände wegen solcher Schlägertypen gab.
Ich frage mich nur, was soll man wirklich machen. Voriges Jahr zum Beispiel erlebte ich bei uns in der Tram folgendes. Ein Österreicher motzte drei Türken an, sie sollten in der Straßenbahn deutsch reden und hat über die Ausländer geschimpft. Ich habe mir noch gedacht, der Österreicher sollte endlich ruhig sein und zum Schimpfen aufhören. Denn die Stimmung war schon ordentlich hitzig in der Straßenbahn und das am Nachmittag im Berufsverkehr.
Als die Ausländer die Straßenbahn verlassen hatten, motzte der Österreicher noch durch die offene Tür den Türken was nach. Daraufhin drehte sich einer von den drei um und schlug dem Österreicher ein paarmal mitten ins Gesicht. Als Fahrgast ist man in diesem Fall nur unfreiwilliger Zuschauer. Der Straßenbahnfahrer hat natürlich von diesem Vorfall nichts mitbekommen, da sich das alles in der 40 Meter Bim ganz hinten abspielte.
An die Rauferei haben dann nur noch Blutspritzer am Boden erinnert.
Aus User bahnLinz wurde rudema
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manni Betreiber des Forums
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Beitrag #73781 Erstellt: 08.03.2011 12:12
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Walter4041 schrieb: |
Die einzig mögliche Lösung kann eigentlich nur sein, daß in Zukunft nur solche Leute im Fahrdienst eingesetzt werden, die dazu charakterlich auch geeignet sind und nicht gleich die Nerven verlieren. |
Also bitte... sich in Sicherheit bringen ist ein normaler Reflex und hat nichts mit Nerven verlieren zu tun. Wie schon gesagt, Busfahrerinnen und Busfahrer sind keine Nahkampfexperten und auch keine Deeskalations-Psychologen. Fahrpersonal, das "charakterlich geeignet" ist, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, kann wohl kaum eine Lösung sein. Wie sollte das dann aussehen? Nur noch mindestens 1,80m große muskelbepackte, männliche Rednecks im Fahrdienst?
Dazu kommt noch eines, nämlich, dass das Fahrpersonal fürs Fahren bezahlt wird. Die Bezahlung ist nicht so hoch, dass man dafür eine Gesundheitsgefährdung durch auszuckende Fahrgäste in Kauf nahmen müsste. Rustikal ausgedrückt: für den Busfahrer-Kollektivlohn muss sich keiner die Fresse polieren oder ein Messer in den Bauch rammen lassen und damit vielleicht noch den ganzen Ärger eines Gerichtsverfahrens riskieren! Wenn die IVB körperlichen Einsatz verlangen würden, müssten sie nicht nur für eine entsprechende Ausbildung und Bewaffnung sorgen, sondern auch in Form einer Risikozulage ordentlich was drauflegen!
Genau wie bahnlinz es oben beschreibt, ist es auch in Innsbruck: die Vorschrift lautet: Leitstelle verständigen und sich in Sicherheit bringen. Die Fahrerin hat deshalb genau das Richtige getan!
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sLAnZk BeherrscherIn allen Verkehrslebens
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Beitrag #73834 Erstellt: 09.03.2011 23:25
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...und was den 95 betrifft in Sachen relativierte Eigengefährdung: Das Strafrecht regelt, wie man sich verhalten _soll_, das heißt, Dinge, die man hinterher dann weiß, sind nicht relevant.
Es ist natürlich oft so, daß das richtige, simple, klare Wort, je weniger emotional, desto besser, nahezu alles stoppen kann. Aber vorher weiß man das nicht, und daher ist es sicher besser, die Devise auszugeben, sich in Sicherheit zu bringen - auch wenn das ruhige Wort vom Chauffeur sicherlich noch wirksamer ist als das ruhige Wort vom Fahrgast.
Es kreist die Tram in meinem Kopfe
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dr. kimble TrittbrettfahrerIn
Alter: 54
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Beitrag #73838 Erstellt: 10.03.2011 01:40 Auf der Flucht |
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Hallo Ihr!
es war mein Bus, in dem sich an einem Freitagnachmittag, fünf Minuten vor Ende meines Kurses, einige Menschen entschieden, miteinander handgreiflich zu werden. Angesichts des fragwürdigen Berichts eines mittelmäßigen Tiroler Tagesblattes, dessen Wahrheitsgehalt Ihr noch nicht einmal ansatzweise in Frage stellt, obwohl Ihr keine Möglichkeit habt, dessen Richtigkeit zu überprüfen, bin ich überrascht, wie sehr Ihr Euch – zugunsten der tapferen, zivilcouragierten Fahrgäste - emotional engagiert.
Ich gebe Euch mal eine kurze Zusammenfassung aus meiner Sicht. Auch die Richtigkeit meines Berichtes könnt Ihr natürlich nicht überprüfen. Welche Wahrheitsvariante Ihr bevorzugt bleibt Euch überlassen.
Es war Freitag, der 25. Februar. Der Bus war … voll. Es war … laut. Ist es ja oft im O, wisst Ihr sicherlich. Würde ich jedes Mal aufstehen, wenn irgendwer mit irgendwem laut kommuniziert, brächte ich mein Fahrzeug selten planmäßig ins Ziel.
Mit was auch immer also der Konflikt der beteiligten Parteien begann, er spielte sich 17 m hinter meinem Fahrersitz ab. Soweit ich das nachträglich verstanden habe, waren die Konfliktparteien bereits ab der Josef-Kerschbaumer Str. im Bus präsent und miteinander im verbalen Schlagabtausch tätig. Es kam aber niemand zu mir, um mich dessen zu verständigen. Ich selbst wurde der „ungewöhnlichen“ Situation erst gewahr, als jemand im hinteren Teil des Wagens aufstand, und dann noch jemand, und es für mich nach einer Handgreiflichkeit aussah. Der Wagen befand sich zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Haltestelle Mitterhofer Str., also fuhr ich die Haltestelle noch an.
Aus meiner Sicht spielte sich ab diesem Zeitpunkt folgendes ab, und ich schreibe mal im Präsens weiter, damit Ihr besser mitfühlen könnt:
„Ich mache alle Türen auf und gehe im Bus, durch den Gang, nach hinten und spreche die Leute an, die miteinander rangeln. Versetzt Euch bitte in die Situation – ich unterbreche meine eigentliche Tätigkeit, nämlich das Fahren, um mit Menschen zu sprechen, die sich gegenseitig anlangen, und ich habe keine Ahnung weswegen. Denn ich habe ja vorn gesessen und auch nach vorn gesehen, und ich weiß noch nicht, um was es ihnen geht.
Ich spreche sie also an, aber niemand will mich in dieser Situation hören. Weder die gewaltbereiten Provokateure, noch die zivilcouragierten Helfer; das „Opfer“ hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits innerlich zurückgezogen. Die Provokateure sind zu betrunken, um kommunizieren zu können. Die engagierten Helfer begreifen gar nicht, wer ich bin. Sie antworten mir, ich solle gehen, die Sache ginge mich nichts an. Auch meinen Hinweis darauf, dass ich ihre Fahrerin sei, nehmen sie nicht wahr. Sie wollen mich in die Schranken weisen und wegschicken. Ich weise darauf hin, dass ich jetzt die Polizei anfordern werde, wenn sie nicht mit mir reden. Sie reden nicht mit mir. Also fordere ich die Polizei an.“
Kurz und bündig. Ich sah mich nicht dazu in der Lage, die Situation alleine zu deeskalieren. Ich machte den Motor des Fahrzeugs aus, ließ die Türen offen und forderte über Funk die Polizei an. Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar, dass ich nicht weiterfahren werde.
Ich vermute mal, dass mir dieses „wieder zurück zum Fahrersitz gehen und Leitstelle anfunken“ als Flucht ausgelegt wurde. Was erwarten Fahrgäste in einer solchen Situation von mir als Fahrerin? Soll ich mich etwa an den Handgreiflichkeiten beteiligen? Ich habe den Standort des Busses zu keinem Zeitpunkt verlassen. Ich war präsent. Meine Präsenz wurde jedoch nicht wahrgenommen. Sie wollten mich gar nicht als Beteiligte in der Situation, die sie sich geschaffen hatten.
Am Rande:
Die „zivilcouragierten Helfer“ verhielten sich mir gegenüber feindselig, weil ich die Türen des Busses geöffnet, und damit aus ihrer Sicht den Provokateuren ermöglicht hatte, zu fliehen.
Die betrunkenen Provokateure (soweit dialogfähig) waren erzürnt, dass ich die Fahrt überhaupt unterbrochen hatte.
Die unbeteiligten Fahrgäste verließen den Bus erst nach meiner ausdrücklichen Aufforderung, bitte in den nächsten O umzusteigen.
Es waren Fahrgäste anwesend, die hierzu eine mehrmalige ausdrückliche Aufforderung benötigten, denn sie hätten die Fahrt gerne mit mir fortgesetzt.
Trotz Schlägerei außerhalb des Fahrzeugs, gruppierten sich Schülertrauben um dasselbige, um ihre Neugier zu befriedigen.
„Die Fahrerin flüchtete aus dem Bus, mit ihr die meisten Fahrgäste.“ (Zitat TT)
So war es nicht. Teil der Zivilcourage, seitens der Fahrgäste, wäre gewesen, mich VOR eventuellen Handgreiflichkeiten über den Konflikt zu informieren. Dafür hätten sie mir Autorität zugestehen müssen. Autorität zugestehen setzt Vertrauen voraus. Das Vertrauen hatten sie wohl nicht.
Das Ergebnis dessen lest ihr in der Zeitung.
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manni Betreiber des Forums
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Beitrag #73839 Erstellt: 10.03.2011 02:12
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Hallo "Dr. Kimble", willkommen im Forum!
Danke für deine ausführliche Schilderung, die alles doch in einem etwas anderen Licht darstellt als der Zeitungsbericht. Wenn du die Diskussion bis zu deinem Posting durchliest, wirst du feststellen, dass nicht alle der Meinung waren, dass du als Busfahrerin die Pflicht gehabt hättest, dich durch ein Eingreifen selbst zu gefährden. Die Meinungen dazu gehen auseinander. Meine eigene Meinung dazu ist aber ganz klar und ich habe das von Anfang an so formuliert: sich selbst in Sicherheit bringen und Verständigung der Leitstelle ist in so einem Fall das einzig Richtige. Busfahrerinnen und Busfahrer sind keine bewaffneten Sicherheitsleute, das ist nicht euer Job, und das kann deswegen auch niemand verlangen.
Meiner Meinung nach hast du mit dem Zurückgehen und dem Versuch, dich einzumischen, deine Pflicht schon übererfüllt. Ich glaube dir deine Schilderung natürlich, denn "Flucht" kann die TT in diesen Ablauf leicht hineininterpretieren - wurdest du überhaupt selbst interviewt?
Auch wirft deine Schilderung ein anderes Licht auf die "mutigen Verteidiger", nämlich ein ganz schlechtes, und das passt wiederum genau zu dem Bild, das ich hatte. Kein normaler Mensch mischt sich nämlich freiwillig in sowas ein - da muss schon eine gewisse Lust auf Aggression auch bei den "zivilcouragierten Helfern" - ich würde sie eher als "Freunde der Selbstjustiz" bezeichnen - gepaart mit generellem Hang zum Leichtsinn vorliegen.
Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie mit jemandem geprügelt. Nicht mal als testosteronverseuchter 17jähriger. Es wäre interessant zu wissen, ob diejenigen, die "Zivilcourage" in Form von ggf. auch gewaltsamem Eingreifen fordern, das auch von sich behaupten können!
Nur ein kleines Beispiel, passiert heute in Darmstadt:
DSBL schrieb: |
DARMSTADT.
Eine Gruppe Jugendlicher hat in einer Straßenbahn in Darmstadt randaliert und
danach Augenzeugen zusammengeschlagen. Zwei Mitfahrer hatten beobachtet, wie
die Jugendlichen in der Bahn Plastiksitze aus der Verankerung gerissen und
damit um sich geworfen hatten.
Während die Frau an der nächsten Haltestelle die Polizei anrief, wollte der
Mann den Fahrer informieren. Dabei wurde er von zweien aus der Gruppe
zusammengeschlagen, verletzt und vermutlich bestohlen, wie die Polizei am
Mittwoch berichtete.
Die beiden Täter schlugen ihrem 28 Jahre alten Opfer im Stadtteil Eberstadt
zunächst ins Gesicht und traten es noch in den Rücken, als es bereits am Boden
lag. Außerdem nahmen sie vermutlich den Geldbeutel mit, in dem 50 Euro waren.
|
Solche Dinge passieren ständig! Und da soll eine Person dazwischen gehen, die fürs Fahren bezahlt wird und vielleicht auch ein eigenes Leben hat, das ihr lieb ist?
Ich hoffe, du musst dich nach diesem TT-Artikel jetzt nicht gegen etliche Leute vom Schlag der Selbstjustiz- und "Zivilcourage"-Befürworter verteidigen.
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Zuletzt bearbeitet von manni: 10.03.2011 02:26, insgesamt 3 mal bearbeitet
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Tramfan Globaler Forums-Moderator
Alter: 31
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Beitrag #73841 Erstellt: 10.03.2011 03:56
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Willkommen im Forum Dr. Kimble!
Erstmals vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Zeitungsartikel werden generell oft falsch recherchiert, zum Ärger der im Artikel angeführten Personen. Deshalb bin ich auch kein Krone-Leser, wo der Inhalt zu 90% nur zur Unterhaltung dienen und die restlichen 10% kritische Leserartikel u.a. gegen Ausländer beinhalten.
Ich stelle mich auch zu Mannis Meinung dazu, dass bei Ausschreitungen im Bus sofort um Hilfe zu kontaktieren ist. Aber es liegt definitiv nicht in deinen Verantwortungsbereich auf eigene Gefahr bei einer Situation einzugreifen wenn keine Verstandshandlungen mehr hilfreich sind.
Die Situation wurde aus meiner Sicht so gut wie möglich gelöst. Andere Fahrer hätten vielleicht sogar sehr falsch reagiert und sich noch von den Fahrgästen provozieren lassen.
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patler Weltverkehrs-ImperatorIn
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Beitrag #73845 Erstellt: 10.03.2011 10:50
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Falsch recherchiert ist wohl der falsche Ausdruck. Die Zeitungen schreiben einfach so, wies am spektakulärsten und interessantesten für die Leser klingt und nichts anderes.
Zum Verhalten der Kollegin: Auch ich hätte wahrscheinlich nicht anders reagiert, mitprügeln kommt sicher nicht in Frage und mehr als FDL um Polizei anfordern kann man halt nicht. Also ihr kann man sicher nichts vorwerfen, eher unseren "fetzndeppaten" Innsbruckern.
Übrigens erinnere ich mich an einen Artikel ausm gestrigen Stadtblatt, wo ein 50 Jähriger in kliniknähe im Bus stürzt und nicht mehr hochkommt und nur 1 (!!!!) Fahrgast im Bus der Linie O (!!!) geholfen hat. Die Frau des Gestürzten sagte dann zum Glück beim Aussteigen angeblich "Gaffn kennts alle, aba helfn tuat koana". Ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Und auch gestern mir selber passiert: Beim Anfahren der Linie 1 stürzt eine alte Frau, es befanden sich ca. 10 Menschen im näheren Umkreis. 1 Frau half der gestürzten mit "gut zu reden", alle anderen schauten nur blöd herum. Und als ich dann Pflaster aus meinem Rucksack holte müllte mich noch ein Mann zu mit "75 ist sie ca, erkenn ich anhand der Falten"... Was will der Trottel denn bitte von mir??? Anstatt zu helfen will er mir erklären wie alt die Frau ist, die wir beide nicht kennen? Ist das Zivilcourage???
Ich finde, es ist langsam wieder an der Zeit, Menschen zu Zivilcourage zu mobilisieren, es ist ja echt unglaublich, was in dieser Stadt dauernd abgeht. Soviel von meiner Senftube
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_mario_ VerkehrsstadträtIn
Alter: 38
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Steph Globaler Forums-Moderator
Alter: 37
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sLAnZk BeherrscherIn allen Verkehrslebens
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Beitrag #73891 Erstellt: 12.03.2011 01:00
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Ich finde, der geschilderte Vorgang ist genau das, was man sich von Chauffeuren der Innsbrucker Linien wünschen kann - und was Zeitungen betrifft in diesem Lande, so habe ich wenig Hoffnung auf Besserung, denn bei der aktuellen Verteilung der Markanteile, bei der sich Krone und TT um die Spitzenposition matchen, ist Information i.e.S. nicht zu erwarten. Wundert mich, daß die TT noch keine "Nackerte" etabliert hat in der "Auslandsberichterstattung".
Ich finde, Dr. Kimble, daß der geschilderte Vorgang das Ideal ist, das man sich wünscht. Mehr zu tun, hieße, die Autorität des Fahrers/der Fahrerin zu riskieren, weniger ist zwar zu rechtfertigen, aber, finde ich, nicht genug. Eine Stellungnahme des Fahrers sollte man erwarten, schließlich ist es sein Bus.
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