Peter021 VerkehrsministerIn
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Beitrag #55013 Erstellt: 13.10.2009 11:21 100 Jahre Trient - Malé Bahn - Wiederinbetriebnahme des B51 |
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100 Jahre „Vacca nonesa“ – Nonstalbahn Trento (Trient) – Malé (Maleit):
100 anni "vacca nonesa" Ferrovia Trento - Malé:
Offizielles Logo zu 100 Jahre Trient - Malé
Am Sonntag den 11. Oktober 2009 konnte die Trient - Malé Bahn (FETM) ihr 100 jähriges Bestandsjubiläum feiern. Aus Anlass dessen wurde ein historischer Zug (treno storico) von Trient bis Malé gebildet aus den Wagen B51 (Triebwagen, ex Fleimstalbahn), C326 (Beiwagen, Trient - Malé) sowie den beiden Güterwagen VS 8100 und 8101 geführt. Auf der Bergstrecke erhielt die Komposition Vorspann durch die 1965 gebaute LC21 der Trient – Malè Bahn. Für Interessierte war die Garnitur sodann den Nachmittag über im Bahnhof Malé zu bewundern.
Der historische Trentiner Jubiläumszug bestehend aus dem 80 jährigen ehemaligen Gepäcktriebwagen B51 der FEVF, dem 100 jährigen Personenwagen C326 sowie den beiden Güterwagen VS8100 und 8101 auf der Etschbrücke bei Grumo.
Eine lange Geschichte – der „treno storico“ der Trient – Malé Bahn:
Mit der Umstellung der Trient – Malé Bahn im Jahre 1964 von 800 V auf 3.000 V Gleichstrom war mit einem Schlag der gesamte vorhandene Triebwagenpark (Triebwagenserien 41/s und 42/s) nicht mehr zu verwenden und wurde abgebrochen.
Doch bereits seit den 1980er Jahren reifte der Gedanken eines Touristenzuges auf der FETM. Anfänglich führte man mit dem ehemaligen Dolomitenbahntriebwagen 008 den „treno di castelli“. Man wollte späterhin aber einen richitigen historischen Zug bilden und ging auf Fahrzeugsuche. Ideen den Triebwagen 2 der Stubaitalbahn für diese Zwecke zu verwenden (eine gewisse Ähnlichkeit zum Tw. 101 der FEAA ist ihm ja nicht abzusprechen) scheiterten aber. Späterhin konnte man den 1923 von C&T gebauten Triebwagen 13 der SSIF (dem italienischen Betreiber der Centovallibahn) erwerben, sah sich aber einerseits aufgrund des schlechten Zustandes sowie andererseits aufgrund des umfangreichen Umbaues für eine höhere Fahrdrahtspannung ausser Stande das Fahrzeug in Betrieb zu nehmen. Daher ging die Suche nach einem Zugfahrzeug für den mittlerweile restaurierten Originalbeiwagen C326 weiter.
Der historische Zug mit "Angstlok" LC21 im Bahnhof Denno
Schlussendlich wurde man letztes Jahr bei der Ferrovia Genova Casella (FGC) fündig, die die Überreste der beiden ehemaligen Fleimstaler Gepäcktriebwagen B51 und B52 zum Kauf anbot. Für 80.100,- Euro erhielt die Trentino Trasporti den Zuschlag und konnte folgendes erwerben: einen Triebwagenkasten der B51, zwei passende Drehgestelle, vier Motoren und Ersatzteile aus dem zweiten Kasten der B52. Nach erfolgter umfassender Aufarbeitung konnte das Fahrzeug nach erfolgreichen Probefahrten das erste Mal am 11. Oktober 2009 zum offiziellen Bahnjubiläum der Trient – Malé Bahn eine Sonderfahrt unternehmen. Damit ist die FETM nach langer Suche endlich zu ihrem Treno storico“ gekommen und hat gleichzeitig einem historisch wertvollen „Tiroler“ Fahrzeug sogar in dessen Originalbeschriftung eine Zukunft gegeben.
Der "treno storico" auf der 140 hohen San Giustina Brücke
Die Geschichte der Gepäcklokomotiven B51 und B52:
Zur Einweihung des elektrischen Betriebes auf der Fleimstalbahn mit 28. Oktober 1929 wurden seitens Carminati und Toselli (C&T) und der TIBB neben den drei Personentriebwagen A1 bis A3 auch zwei Gepäcklokomotiven B51 und B52 geliefert. Während hingegen der neue Personenwagenfahrpark in ansprechendem dunkelrot/creme lackiert war wurden die Gepäcktriebwagen aber in dunklem Grün (colore verde „vagoni“) ausgeliefert. Sie waren 10.900 mm lange und hatten ein Dienstgewicht von 39 Tonnen. Sie waren aufgrund der grossen Steigungen der FEVF (bis 54 %o) mit vier Gleichstrommotoren á 80 kW., zusammen 320 kW ausgestattet. Bei der Fleimstalbahn wurden diese sowohl zum Ziehen von Personenzügen als auch für den boomenden Güterverkehr eingesetzt.
Die Komposition nahe Bozzana im Val di Sole (Sulzberg)
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Lokomotiven mit himmelblauer anstelle dunkelgrüner Lackierung versehen und standen bis 1963 im Einsatz. Ihre letzten Einsätze waren zum Führen der Züge für den Streckenabbau. Im August 1963 erfolgte dann im Depot Auer die Verladung nach Genua, wo die dortige Ferrovia Genova – Casella fast den gesamten Fahrpark der FEVF samt sonstiger Ausrüstungsgegenständen (u.a Quecksilberdampfgleichrichter). Übernommen hatte. Anfänglich in Fleimstaler Lackierung im Einsatz durchliefen die Fahrzeuge in Genua mehrere Umbauten und Lackierungsvarianten. Einer der grössten Eingriffe war sicher der Umbau zum reinen Personentriebwagen unter Weglassung der seitlichen Gepäckstüren. Beide Lokomotiven waren noch bis 1992 im Einsatz und wurden sodann im Bahnhof Vicomorasso abgestellt. Die Drehgestelle beider Lokomotiven wurden zum Neuaufbau der beiden Triebwagen A8 und A9 der FGC verwendet. So verkamen die beiden verbliebenen Kästen immer mehr, ein Abbruch war nur mehr eine Frage der Zeit. Im Herbst letzten Jahres schlussendlich wurde die Trentino trasporti auf die beiden Fahrzeuge aufmerksam und konnten diese für 80.100 Euro erwerben. Die Aufarbeitung wurde an die ortsansässige Firma „Officine di Arquata 96“ vergeben. Rechtzeitig zum Jubiläum traf nunmehr die vollständig restaurierte B51 in Trient ein, während die B52 noch im Juni nach Entnahme aller brauchbaren Teile in Casella verschrottet worden war. Nach den erfolgreichen nächtlichen Abnahmefahrten am 6. Oktober 2009 durfte die B51 ihre erste offizielle Ausfahrt zum grossen Bahnjubliäum am 11. Oktober 2009 unternehmen. Es bleibt damit ein bedeutendes Tiroler Fahrzeug der Nachwelt erhalten.
Die um die "Angstlok" erleichterte Garnitur bei der Einfahrt in Malé am Ponte rabbies
Zum Aufarbeitungszustand des Gepäcktriebwagens:
Aufgrund der grossen Umbauten bei der Genova - Casella Bahn entschied man sich, das Fahrzeug in diesem Zustand zu belassen, da ja ohnehin ein Einsatz als Personentriebwagen angedacht war. Folglich dessen wurde die Maschine auch nicht, wie man vielleicht erwartet hätte in den dunkelgrünen Originalzustand versetzt, sondern in den ursprünglichen Personenwagenfarben der FEVF in weinrot/creme lackiert. Sehr wohl wurde sie aber korrekt beschriftet (FEVF B51). Einige weitere Details (Frontbeschriftung, Frontlampen) weichen aber vom Originalzustand ab, was aber dem Gesamteindruck kaum einen Abbruch tut. Die Verarbeitungsqualität jedenfalls ist ausgezeichnet! Für die Innenholzlattenverkleidung wurden sogar Linsenkopf Schlitzschrauben verwendet, die alle exakt ausgerichtet sind! Alles in allem ein wunderbares Fahrzeug, wo man sich nun auf weitere Ausfahrten freuen darf.
Drei Triebwagen im Bahnhof Malé
Einer der modernen Triebwagen (Alstom Coradia tipo Trento-Malé), der ETi 412 wurde mit ansprechender Ganzwerbung zum Jubiläum versehen.
Zum Jubiläum ist zudem in limitierter Auflage (bereits vergriffen) ein wunderbares Handarbeitsmodell des Triebwagens 41/s 020 der Trient Malé Bahn herausgekommen.
Zuletzt bearbeitet von Peter021: 18.10.2009 18:47, insgesamt 6 mal bearbeitet
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