Erstellt: 01.09.2020 15:49
Zunächst mal zur Ideologie und zur grünen Position zur Antriebsart: das Gratisparken für E-Autos wurde gestrichen, weil es eben auch Autos sind, und wir Grünen und damit die Stadt Innsbruck die Autos aus der Stadt raushaben wollen. Geht man nun davon aus, dass das der allgemeine Trend ist, aber dennoch auch langfristig motorisierter Individualverkehr allein schon wegen der nur langsam fortschreitenden Landflucht – es wird noch lange ländliche Gebiete geben, die besiedelt sind – einen gewissen Anteil am Verkehrsmix behalten wird, müssen wir für diesen Rest dennoch die geeignetste Technologie auswählen. Und da ist aus heutiger Sicht ganz klar das E-Auto zu favorisieren. Die Nachhaltigkeitsprobleme bei Lithium werden beseitigt werden (müssen), schon jetzt sind sie aber weit weniger schwerwiegend als die Probleme, die fossile Treibstoffe erzeugen. Deshalb sind wir Grünen gleichzeitig gegen private Autos und für E-Autos.
Zur Frage IMC oder Nicht-IMC: das Thema ist komplex. Es gibt in dieser Sache unterschiedliche Denk- bzw. Lösungsansätze und je nach angestrebtem Ergebnis ist jeweils einer besser geeignet als die anderen.
Würde das Ziel sein, so wie damals beim Obusbetrieb II, nur wenige, ganz bestimmte Stadtlinien umzustellen, wäre 100% Fahrleitung definitiv am nachhaltigsten. Politisch schwer zu verkaufen wäre es auch dann. Es gab ja schon Versuche etwa bezüglich einer Obuslinie J, die aber nicht weit gekommen sind.
Das Ziel ist jetzt aber ein anderes. Die EU gibt zwingend die Dekarbonisierung u.a. des Linienbusverkehrs vor. Jetzt werden wir in Innsbruck natürlich nicht nur zehn Jahre vorausdenken und die Minimalanforderungen erfüllen, indem wir einfach bis 2030 pro Jahr zwei Batterie- und zwei Biogasbusse kaufen plus die Äquivalente im Regionalverkehr des VVT (nicht Gegenstand meiner Untersuchung, aber dann am Dekarbonisierungsprozess ebenso beteiligt, das muss zwischen IVB und VVT zu 100% synergetisch ablaufen). Wir hätten doch gern Nägel mit Köpfen. Eine 100%ige Umstellung ist gefragt. Bis 2030 wohl nicht zu schaffen (andere Städte haben sich das vorgenommen, aber mit E-Bussen, da geht das leichter, ist aber wenig nachhaltig und enorm teuer), aber bis etwa 2035 durchaus. Wäre es machbar, das gesamte (städtische / regionale / verbundweite) Busnetz mit Oberleitungen auszustatten? Sicher, aber das wäre ebenso enorm teuer. Selbst wenn das Geld dafür da wäre, wäre das nicht sehr effizient. Wir haben nun mal auch Linien mit langen Überlandabschnitten oder geringer Frequenz, wo sich eine Fahrleitung niemals lohnt. Dieses Problem löst IMC mit der Möglichkeit oberleitungsfreier Strecken. Mit entsprechender Planung kann es gelingen, das gesamte Busnetz mit moderaten Kosten auf rein elektrischen Betrieb umzustellen. Es wird trotzdem viele Millionen kosten (die IVB-internen Angaben dazu wollt ihr gar nicht hören, meine Schätzungen sind deutlich niedriger), aber es wird in Erstinvestition und Betrieb viel weniger kosten als 100% E-Busse (plus die dafür nötige extrem teure Ladeinfrastruktur), es wird auch weniger kosten als 100% Obus, es zeichnet sich jetzt schon politischer Konsens ab und es gibt viele Fachleute, die das so sehen. Meiner Meinung nach macht der IMC-Obus die Clean Vehicles Directive überhaupt erst in großem Umfang umsetzbar. Jene Städte, die jetzt, weil es „trendig“ ist, einfach in simple E-Busse investieren, werden große finanzielle Probleme bekommen, und Wasserstoffbusse sind eine Nischenlösung, preislich nochmal extremer und die Energiefrage ist für viele Betriebe nicht lösbar.
Hoffentlich ist damit einiges klarer. Ich werde das wohl noch oft erklären müssen, nicht nur hier.
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