Erstellt: 06.04.2021 20:44
Das wäre interessant. Ich halte es auch für möglich. Der Investitionsstau dort ist inzwischen sehr hoch und, wie in meinem Artikel von gestern ausgeführt, es ist bislang kein anderer Lösungsansatz bekannt als die Beschaffung einiger weiterer Neuwagen (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter Beteiligung von Imperio-Hersteller Astra Wagonae) plus die stillstehende Sanierung der DÜWAGs.
Mir fällt im Moment auch kein anderer Meterspurbetrieb in Osteuropa ein, der eine solche Menge an "Neu"-Fahrzeugen dringend benötigen würde, außer vielleicht Belgrad. Der Arader Fuhrpark umfasst derzeit ca. 130 Wagen.
Zählt man nun alle Optionen zusammen und zieht vorhandene sehr kleine Triebwagen ab, von denen eine Variobahn mindestens je zwei ersetzen kann, sowie Wagen die noch zehn, 15 Jahre halten und die sechs Imperios, und dazu noch Fahrplaneinschränkungen die möglicherweise auch nach der Pandemie übrigbleiben werden, dann wird das Ganze für Arad schon plausibel.
Dennoch sprechen zwei Dinge dagegen: zum einen halte ich es für unwahrscheinlich, dass Arad etwas kauft, ohne lokale oder zumindest nationale Wertschöpfung abzugreifen. Alle Ostbetriebe tun das und so manche im Westen inklusive Wien ja auch (so viel zum Europäischen Gedanken). Die offensichtliche Durchführung der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen woanders als bei Astra spricht gegen Arad. Ein Ostbetrieb wird es wohl sicher sein, der diese Bahnen kauft, aber eher einer in einer Stadt, wenn nicht sogar in einem Land ohne eigene Fahrzeugindustrie.
Zum anderen ist es bei Fahrzeugen aus diesem Jahrtausend ja nicht mit dem Fahrzeugkauf getan. Aufgrund der Komplexität der Fahrzeuge braucht man langfristige Verträge mit den Herstellern von Mechanik und Elektrik/Elektronik, damit die Dinger auf Dauer auch weiterlaufen - Reparaturen, Software, Wartung, Ersatzteile lassen sich nicht einfach wie bei 1st-Gen-DÜWAGs per hands-on und trial-and-error managen. Und diese Verträge kosten zusätzliches Geld. Das ist, glaube ich, ein Problem, das die Nachhaltigkeit aller motorgetriebebenen Schienenfahrzeuge künftig beeinträchtigen wird, ganz besonders aber die besonders kompakten, komplexen und so gut wie immer individualisierten Straßenbahnen: es wird schwierig, einen Gebrauchtmarkt zu etablieren, der alle Beteiligten zufriedenstellen kann. Niemand wird für 20 Jahre alte Fahrzeuge unterm Strich die Hälfte oder mehr des Neupreises zahlen.
Sollte es aber tatsächlich Arad sein, kann ich nur hoffen, dass man dort mit den Wagen zurecht kommt. Die vorzeitige Abgabe durch Helsinki spricht ja nicht gerade für ihre Qualität.
Inntram-Forum
-> Tram / Stadtbahn
Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1
Output generated using Printer-friendly Topic Mod.
Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group