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lorenz verbannt die Autos vom Domplatz Die "elegante Verkehrsinsel" soll wieder ein Platz werden Das, was heute in Florenz passiert, kommt für Italien einer kleinen Revolution gleich: Ein zentraler Platz wird für den Verkehr gesperrt. Doch damit nicht genug: Bürgermeister Renzi will, dass die Bürger möglichst ganz auf Bus und Bahn umsteigen. Für viele Italiener eine abwegige Vorstellung. Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom Öffentliche Verkehrsmittel sind nach Meinung vieler Italiener vor allem für Ausländer da - und für Menschen die sich kein Auto leisten können. Mit Bussen und Bahnen fährt man nicht, wenn man es sich leisten kann. Häufig genug sind diese ja auch ziemlich schlecht, deswegen dürften die Pläne des Florentiner Bürgermeisters in italienischen Ohren recht radikal klingen. Er will in den nächsten Jahren ein ökologisches Gesamtkonzept umsetzen, das die Stadt wieder lebenswerter machen soll. "Florenz wird in den nächsten drei Jahren eine strukturelle Änderung erfahren. Jeder Bürger soll in der Nähe seines Hauses einen Park, einen Platz oder einen Garten zur Verfügung haben - und zwar nicht weiter entfernt als zehn Minuten zu Fuß", verspricht Bürgermeister Matteo Renzi. Die Umsetzung des Plans beginnt am Wochenende mit dem wichtigsten Punkt: Der Platz um den weltberühmten Dom von Florenz wird für den Verkehr gesperrt, die ganze Gegend wird zu einer großen Fußgängerzone - und auch Busse kommen nicht mehr durch. "Ein großer Intellektueller hat den Domplatz mal als die eleganteste Verkehrsinsel der Welt bezeichnet. Wir würden daraus gerne einen der elegantesten Plätze machen." Die Ausrede mit der behinderten Oma gilt nicht Ausnahmen gibt es keine, sagt Bürgermeister Renzi und grinst, als er die Tricks erklärt, die bisher in der - auch jetzt schon - verkehrsberuhigten Zone angewandt wurden. In Florenz gebe es etwa 360.000 Einwohner und 16.000 Behindertenausweise. "Nach einem kürzlich ergangenen Urteil, darf jeder, der eine behinderte Oma hat, zumindest mit dem Auto zu ihr fahren. Und wenn die Polizei ihn anhält, kann er sagen - ich habe was für meine Oma erledigt", so Renzi. Am Dom komme man aber künftig auch mit einem Behindertenausweis nicht mehr vorbei. "Auch das Auto des Bürgermeisters kommt da nicht mehr durch", verspricht der Bürgermeister höchstselbst. Neue Busse und wieder eine Straßenbahn Die Stadt kauft zusätzlich 55 neue Busse, mehr als die Hälfte davon mit Elektromotoren und führt außerdem - ähnlich wie Straßburg und Paris - die Straßenbahn wieder ein. "Bis Ende des Jahres, spätestens Januar, fährt die erste Straßenbahnlinie", verspricht der Bürgermeister. Zwei weitere Linien sollen in den kommenden vier Jahren gebaut werden. Wenn die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke der Eisenbahn fertig ist, will Renzi außerdem die bisherigen Gleise für eine S-Bahn-Verbindung nutzen. Die könnte direkt aus dem Zentrum bis zum Flughafen fahren. Letzterer soll übrigens demnächst umgebaut werden, es gibt sogar Überlegungen, eine neue, längere Piste zu bauen. Auch der Hauptbahnhof von Florenz wird innerhalb der kommenden 18 Monate renoviert und umgestaltet. "Wenn wir so weitermachen wird Florenz sterben" Matteo Renzi rechnet mit vielen Bürger-Protesten, insbesondere wegen der Domplatzsperrung, aber was die Stadt brauche, sei eine Qualitätsoffensive. Das hätten auch viele Hoteliers begriffen: "Wenn wir so weitermachen und uns daran erinnern, wie schön wir früher waren, dann wird Florenz sterben." Für Italien eine wirklich erstaunliche Aussage. Eigentlich kann man den Bürgermeister von Florenz zu dieser Erkenntnis nur beglückwünschen. http://www.tagesschau.de/ausland/florenz100.html |
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