Florenz gibt Strom
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Inntram-Forum -> Tram / Stadtbahn

Beitrag Nr. 1   | Florenz gibt Strom Autor: manniStadt / Stadtteil:
I-Arzl
   |  BeitragErstellt: 25.10.2009 16:28
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Nachdem ich das automatische Importieren der DSBL damals auf Wunsch der Mehrheit abgedreht und die Inhalte gelöscht habe, aber seitdem immer der Meinung war dass nun etwas fehlt, werd' ich ab sofort interessante Listeninhalte "von Hand" hier thematisieren.

Heute trudelte eine gute Nachricht als Florenz ein, einer Stadt, die u.a. als Autohölle bekannt war und immer noch ist.

DSBL schrieb:

lorenz verbannt die Autos vom Domplatz
Die "elegante Verkehrsinsel" soll wieder ein Platz werden

Das, was heute in Florenz passiert, kommt für Italien einer kleinen Revolution gleich: Ein zentraler Platz wird für den Verkehr gesperrt. Doch damit nicht genug: Bürgermeister Renzi will, dass die Bürger möglichst ganz auf Bus und Bahn umsteigen. Für viele Italiener eine abwegige Vorstellung.

Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom

Öffentliche Verkehrsmittel sind nach Meinung vieler Italiener vor allem für Ausländer da - und für Menschen die sich kein Auto leisten können. Mit Bussen und Bahnen fährt man nicht, wenn man es sich leisten kann. Häufig genug sind diese ja auch ziemlich schlecht, deswegen dürften die Pläne des Florentiner Bürgermeisters in italienischen Ohren recht radikal klingen. Er will in den nächsten Jahren ein ökologisches Gesamtkonzept umsetzen, das die Stadt wieder lebenswerter machen soll. "Florenz wird in den nächsten drei Jahren eine strukturelle Änderung erfahren. Jeder Bürger soll in der Nähe seines Hauses einen Park, einen Platz oder einen Garten zur Verfügung haben - und zwar nicht weiter entfernt als zehn Minuten zu Fuß", verspricht Bürgermeister Matteo Renzi.

Die Umsetzung des Plans beginnt am Wochenende mit dem wichtigsten Punkt: Der Platz um den weltberühmten Dom von Florenz wird für den Verkehr gesperrt, die ganze Gegend wird zu einer großen Fußgängerzone - und auch Busse kommen nicht mehr durch. "Ein großer Intellektueller hat den Domplatz mal als die eleganteste Verkehrsinsel der Welt bezeichnet. Wir würden daraus gerne einen der elegantesten Plätze machen."
Die Ausrede mit der behinderten Oma gilt nicht

Ausnahmen gibt es keine, sagt Bürgermeister Renzi und grinst, als er die Tricks erklärt, die bisher in der - auch jetzt schon - verkehrsberuhigten Zone angewandt wurden. In Florenz gebe es etwa 360.000 Einwohner und 16.000 Behindertenausweise. "Nach einem kürzlich ergangenen Urteil, darf jeder, der eine behinderte Oma hat, zumindest mit dem Auto zu ihr fahren. Und wenn die Polizei ihn anhält, kann er sagen - ich habe was für meine Oma erledigt", so Renzi. Am Dom komme man aber künftig auch mit einem Behindertenausweis nicht mehr vorbei. "Auch das Auto des Bürgermeisters kommt da nicht mehr durch", verspricht der Bürgermeister höchstselbst.

Neue Busse und wieder eine Straßenbahn

Die Stadt kauft zusätzlich 55 neue Busse, mehr als die Hälfte davon mit Elektromotoren und führt außerdem - ähnlich wie Straßburg und Paris - die Straßenbahn wieder ein. "Bis Ende des Jahres, spätestens Januar, fährt die erste Straßenbahnlinie", verspricht der Bürgermeister. Zwei weitere Linien sollen in den kommenden vier Jahren gebaut werden.

Wenn die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke der Eisenbahn fertig ist, will Renzi außerdem die bisherigen Gleise für eine S-Bahn-Verbindung nutzen. Die könnte direkt aus dem Zentrum bis zum Flughafen fahren. Letzterer soll übrigens demnächst umgebaut werden, es gibt sogar Überlegungen, eine neue, längere Piste zu bauen. Auch der Hauptbahnhof von Florenz wird innerhalb der kommenden 18 Monate renoviert und umgestaltet.

"Wenn wir so weitermachen wird Florenz sterben"

Matteo Renzi rechnet mit vielen Bürger-Protesten, insbesondere wegen der Domplatzsperrung, aber was die Stadt brauche, sei eine Qualitätsoffensive. Das hätten auch viele Hoteliers begriffen: "Wenn wir so weitermachen und uns daran erinnern, wie schön wir früher waren, dann wird Florenz sterben." Für Italien eine wirklich erstaunliche Aussage. Eigentlich kann man den Bürgermeister von Florenz zu dieser Erkenntnis nur beglückwünschen.

http://www.tagesschau.de/ausland/florenz100.html


Nur so viel dazu: da geht wieder eine Stadt den richtigen Weg, und das offenbar konsequent. - Das soll aber nun bitte keine Aufforderung zum Österreichische-Städte-Bashing sein.

Zuletzt bearbeitet von manni: 25.10.2009 16:29, insgesamt einmal bearbeitet

Beitrag Nr. 2   |  Autor: sLAnZk   |  BeitragErstellt: 25.10.2009 17:25
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Sag mir eine österreichische Stadt, die sinnvoll mit Florenz vergleichbar ist, und ich bashe sie oder verzichte feierlich darauf, sie zu bashen, ganz nach Wunsch.

Daß Florenz ohne Autoverkehr am Domplatz sich für alle deutlich besser anfühlen wird, steht außer Zweifel. Und wenn der Bürgermeister sagt, bis Jahreswechsel soll die erste Tram schon fahren, dann müßte doch die Strecke eigentlich schon in Bau sein, oder?

Beitrag Nr. 3   |  Autor: manniStadt / Stadtteil:
I-Arzl
   |  BeitragErstellt: 25.10.2009 17:28
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Ja, gebaut wird schon länger, soweit ich weiss... wir hatten das Thema Florenz ja schon mal, ich war nur zu faul, es rauszusuchen lachen

Und nein, wahrscheinlich ist keine AT-Stadt mit Florenz sinnvoll vergleichbar. lachen

Beitrag Nr. 4   | Ein erster Blick des sLAnZk auf die zur Verfügung stehenden Informationen Autor: sLAnZk   |  BeitragErstellt: 25.10.2009 19:38
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Ein erster Blick des sLAnZk auf die Informationen auf der städtisch-fiorentinischen website zum Thema.

Für Sonntag, den 24. Mai d.J. war eine Erprobungsfahrt geplant, die einen Wagen von der Remise in einer Gegend, die il vignone heißt, mit 5 km/h auf der scheinbar schon fertiggestellten Strecke hineinführen hat sollen zum Hauptbahnhof S.ta Maria Novella. Diese Probefahrt, so berichtet nove da firenze, hat tatsächlich stattgefunden.

Im Laufe des vergangenen Frühjahrs und Sommers sind Ampelschaltungen getestet, die Strecke elektrifiziert und das Publikum eingehend informiert worden. Auch hat Ansaldo Sistemi ein neues System der Stromversorgung präsentiert, das die Gemeinde gerne um den Dom herum verwenden will, ein System, das, so Ansaldo Sistemi in Wien, den bisherigen derartigen Systemen überlegen ist.

Das Tramsystem in Florenz soll aus drei Linien bestehen, deren Kern- und Angelpunkt der Hauptbahnhof ist. Die drei Linien führen nach Südwesten, nach Scandicci, wo sich auch die Remise befindet, nach Norden zum Spital und nach Nordwesten hinaus zum Flughafen.

Die Strecke nach Scandicci (Linie 1) ist 7,6 km lang und umfaßt 14 Haltestellen. Für ihre Errichtung, so die Gemeinde-website, mußten 214 Bäume gefällt werden, 198 in Florenz und 16 in Scandicci. 500 Bäume sollen gepflanzt werden, davon 166 im viale Talenti und in der via del Sansovino, Linden, Eschen, Magnolien, Ahorn, Judas- und Birnbäume.

Die Strecke zum Flughafen Peretola (Linie 2) ist 7,2 km lang und umfaßt 18 Haltestellen. Ich kann nur vermuten, was hinter der "neu errichteten Station Alta Velocità" steht - ein Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge?
Stadtwärts von diesem jedenfalls wird für den allgemeinen Verkehr eine Unterführung errichtet, mit einem Bereich an der Oberfläche, der neu gestaltet wird. Man spricht von riqualificazione urbana, etwas, das sich eine Straße, die viale Belfiore heißt, eindeutig verdient hat - umso mehr deren Anrainer.

Nach dem Bahnhof S. Maria Novella beginnt die Strecke durch die Stadt - von der Piazza Unità Italiana hinein zum Domplatz, dann gleich wieder links weiter geraden Wegs hinauf zur Piazza S. Marco, wo sich die Strecke in zwei Hälften teilt und die möglicherweise vorgesehene Strecke ohne Oberleitung enden wird. Diese Strecke wird entweder mit Batteriebetrieb oder mit dem oben erwähnten System von Ansaldo Sistemi, über eine gemeinsame Dachgesellschaft mit Ansaldo Breda verbunden, das im Juni in Wien präsentiert wurde, befahren.

Die beiden Richtungsgleise sind nur durch einen Block getrennt, die Endstation findet sich auf der Piazza della Libertà.

Diese Strecke wird von der Stadt Florenz als besonders wichtig angesehen, weil sie
unter anderem den Flughafen mit dem neuen Bahnhof verbindet und es erlaubt, die Verkehrsachse, die an Dom und Baptisterium vorbeiführt, zur Fußgängerzone umzuwandeln. Auch ist eine Verlängerung über den Flughafen hinaus ins Auge gefaßt, die Richtung Castello (also nach Westnordwest) führen und die neuen Sitze der Provinz- und Regionalregierung und nicht zuletzt auch die Technischen Fakultäten der Universität Florenz in Sesto Fiorentino anbinden soll.

Die Linie 3 wird nordwärts führen zum Spital Careggi. Die Linie ist 4 Kilometer lang und umfaßt 10 Haltestellen. Die Linie 3 soll, so ein Projekt, Verlängerungen erfahren, und zwar in zwei Ästen, die schon bei Fortezza abzweigen sollen, nach Bagno a Ripoli (8 km) und nach Rovezzano (7 km). Auch denkt man darüber nach, die Strecke um einen weiteren Kilometer nordwärts des Spitales Careggi zu verlängern, um die Gegend optimal zu versorgen.
291 Bäume sollen geschlägert, 451 neu gepflanzt werden, ein bestehender Radweg (viale Morgagni) wird instandgesetzt.

Aktuell ist die Linie 1 faktisch fertiggestellt, entlang den Linien 2 und 3 haben die Vorbereitungsarbeiten begonnen, es werden Leitungen (Kanäle, Gasleitungen, Elektrizität und Leitungen diverser Telephonanbieter verlegt, das Terrain sondiert (im wahrsten Sinne des Wortes) und die Umbauten entlang der einbezogenen Straßenzüge begonnen.

Auch werden die Sirio-Eisen aus dem Hause AnsaldoBreda, die bereits in Mailand, Neapel, Sassari, Athen und Göteborg im Einsatz stehen, kurz präsentiert. Meine Quelle ist ausschließlich die Sirio-Seite der Gemeinde Florenz.

Der Sirio von Florenz ist mit großzügigen Glasflächen versehen, mit sechs automatischen Türen pro Seite, mit vollkommen abgesenktem Boden, der den Zugang erleichtern soll, mit Klimaanlage, Videoüberwachung und direkter Sprechverbindung.

Um das Kreischen zu vermeiden, werden die Räder einer jeden Achse durch einen bestimmten Mechanismus voneinander getrennt, was die Reibung zwischen Rad und Schiene in der Kurve zu vermeiden erlaubt.


Mr. Green - das Original!

Der Sirio für Florenz ist:
    grau-metallisée und rot
    2,40 breit
    3,30 hoch (ohne Pantograph)
    32 Meter lang
    fünfteilig
    insgesamt 424kW stark
    maximal 70 km/h schnell
    mit 42 Sitzplätzen ausgestattet, zusätzlich mit vier Stellplätzen für Rollstühle
    er hat 160 Stehplätze bei einer Dichte von vier Personen pro Quadratmeter
    somit eine Kapazität von 202 Personen.


Auf der Seite ganz unten folgen dann noch einige Photos, überwiegend vom Probebetrieb in Scandicci und der dortigen Remise.

Die eigens zur Information über die neue Tram eingerichtete Seite finde ich wirklich vorbildlich, ohne falsche Zurückhaltung, umfassend, mit Bildern versehen, unter anderem wird ein Bild eines neuen Viaduktes und einer neuen Brücke über den Arno, die auch einem Rad- und Fußweg Platz bietet, gezeigt. Die Seite ist zweisprachig, sie bietet die Möglichkeit, sich die Texte auch in italienischer Zeichensprache vortragen zu lassen (flash required).

Soweit also ein erster Blick des sLAnZk auf das Florentiner Tramsystem. Man dankt für die Aufmerksamkeit. Was für eine Freude, wenn das schöne System eines Tages im Vollbetrieb stehen wird! Ich war eh schon lang nicht mehr in Florenz.

Zuletzt bearbeitet von sLAnZk: 25.10.2009 20:05, insgesamt einmal bearbeitet

Beitrag Nr. 5   |  Autor: Martin   |  BeitragErstellt: 30.01.2011 23:20
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Gratis Internet in Tram
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,741190,00.html
Tip stand hier: http://klavierzimmer.blogspot.com/2011/01/bella-italia.html
Hoffentlich braucht man das nicht, weil sie so oft im Stau steht zwinkern

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