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Inntram-Forum -> Tram / Stadtbahn

Beitrag Nr. 1   | florenz Autor: fidel   |  BeitragErstellt: 18.02.2008 22:52
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Die Gegner haben schon ihren Erfolg gefeiert, doch nun kommt alles anders: Bei einer Volksabstimmung in Florenz haben am Sonntag knapp 52 Prozent gegen den Bau dreier neuer Straßenbahnlinien gestimmt.

Das Projekt spaltet die Florentiner. Seit Monaten wird in der Stadt am Arno darüber gestritten, ob das geplante Tramsystem eine Gefahr für die historische Altstadt darstellt. Die Gegner behaupten, dass die Erschütterungen der Straßenbahn den Dom, Michelangelos David-Statue und andere weltberühmte Wahrzeichen beschädigen könnten.


Weit unter 50 Prozent
Durchsetzen konnten sie sich mit dieser Argumentation nur auf den ersten Blick: Weil die Beteiligung am Referendum bei unter 40 Prozent lag und das von der Initiative angestrebte Quorum von 50 Prozent verfehlt wurde, werden die drei Linien nun doch gebaut.


Vizebürgermeister Giuseppe Matulli sagte der Zeitung "La Repubblica", das Projekt werde nun planmäßig in Angriff genommen. Die Stadtverwaltung will so die Umweltbelastung durch Nahverkehrsbusse verringern.


Ein "Monster" mitten in der Stadt
Die Straßenbahn soll über eine Strecke von rund 200 Metern direkt auf dem berühmten Domplatz entlangfahren. Die Gegner befürchten, dass der Duomo di Santa Maria del Fiore und die im 12. Jahrhundert entstandene achteckige Taufkapelle Battistero San Giovanni durch Vibrationen beschädigt werden könnten. Der Bau wäre ein "Attentat auf den Dom", eine solche Straßenbahn sei "ein Monster, das die Stadt in zwei Hälften teilt", mahnten sie.


Prominente Gegner
Gegen das Projekt wehrten sich unter anderen der Florentiner Starregisseur Franco Zeffirelli, der Modeschöpfer Leonardo Ferragamo und der Kunstexperte Vittorio Sgarbi. Zeffirelli sprach von einem "idiotischen Projekt".


Zu den Kritikern zählen auch Kulturbeauftragte und Kirchenvertreter. Auch die oppositionelle Partei Forza Italia um Silvio Berlusconi tritt gegen das Bauvorhaben ein, das von Mitte-links-Parteien befürwortet wird.


"Das Zentrum von Florenz ist ohnehin schon gefährdet. Die Straßenbahnlinie in der Nähe wertvoller Monumente der Renaissance kann zu statischen Problemen führen", sagte der Florentiner Historiker Franco Cardini.


2.300 Busse täglich
Die Befürworter halten dagegen, dass derzeit über 2.300 Busse täglich durch das Zentrum von Florenz fahren, die die Bauwerke bereits seit Jahren durch ihre Abgase schädigten.


Statt über Stromleitungen soll die Straßenbahn nun in der Nähe des Doms auf 300 Meter Länge über eine Batterie betrieben werden. Auf diese Weise werde die Ästhetik des Platzes nicht durch Masten und Leitungen beeinträchtigt, hieß es.


Auch U-Bahn im Gespräch
Die elektrisch betriebene Straßenbahn sei wesentlich sauberer und ruhiger als Busse. Das Projekt für drei neue Linien soll 500 Millionen Euro kosten.


Als Alternative sei momentan noch der Bau einer U-Bahn im Gespräch, berichteten Medien zuletzt. Die Stadtverwaltung kritisierte zudem die hohen Kosten des Referendums, die mit 1,2 Millionen Euro beziffert wurden.

http://orf.at/080218-21907/index.html

Beitrag Nr. 2   |  Autor: manniStadt / Stadtteil:
I-Arzl
   |  BeitragErstellt: 18.02.2008 23:34
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Heheh, danke fürs Posten, fidel, hättest du's nicht getan, dann hätt' ich's jetzt nachgeholt.

Ich finde die Geschichte unheimlich spannend und hoffe inständig, dass die Gegner des Projekts nicht doch noch irgendwie die Oberhand gewinnen.
Wenn das nämlich realisiert wird, gibt es damit sowas wie die "Mutter aller Präzedenzfälle" - wenn eine moderne Tram sogar im empfindlichsten Teil der kulturellen Weltmetropole Florenz gebaut werden kann, wo sollte das dann nicht möglich sein?
Die Weiterentwicklung der Supercap-Technologie kam diesfalls auch gerade zum richtigen Zeitpunkt - das Argument "Verschandelung durch Fahrleitungen" können sich die Gegner damit nämlich damit auch spritzen.
Also, alle die Daumen drücken, dass dieses ambitionierte Projekt bei unserem südlichen Nachbarn durchgeht!

Beitrag Nr. 3   |  Autor: Heli   |  BeitragErstellt: 18.02.2008 23:54
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Anderswo is man gscheider...


http://www.radiogong.com/index.php?id=426&singelid=552

Beitrag Nr. 4   |  Autor: krisu   |  BeitragErstellt: 19.02.2008 01:30
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bissi offtopic: Das ist ja nochmal gutgegangen mit der voksabstimmung.
Hier lag die sache zum glück so, dass ein referendum "gegen" eine sinnvolle sache lanciert wurde, somit spielte das quorum in die hände der befürworter.
Wenig bekannt ist, dass in italien volksabstimmungen leider meist aufgrund des quorums scheitern, und zwar dann wenn die "gegner-partei" weiss, dass sie eh' verliert: Sie ruft dann einfach zum wahlboykott auf, und hofft auf das nicht erreichen des quorums- das tritt dann auch meistens ein. So. zb. in der initiative zur abschaffung der in italien weitgehend freien jagt. Wer von der toskana und ligurien fraktion kennt es nicht: Im norden werden die zugvögel geschützt, und im stiefel italiens, wo die meisten vögel durch ganz gewisse korridore fliegen, werdens dann im herbst zu zigtausenden abgeknallt...
DIe überwältigende mehrheit stimmte damals für eine änderung des jagdgesetzes, aber das quorum wurde nicht erreicht...
So viel zu partikulären problematiken der direkten demokratie...

Übrigens war ehemals auch mal ein cross city tunnel für den fernverkehr geplant, da Firenze Santa Maria Novelle ja ein kopfbahnhof ist (ein sehr stylisher wie ich finde). Waere verkehrstechnisch eine gute sache gewesen, wurde aber aus aehnlichen gruenden wie hier bei der tram zu fall gebracht. Da man aber neue gleise benötigt, bohrt man nun einen tunnel unter den gleisen der bestehenden linie um florenz herum, und zwar in geschlossener bauweise. Auch ein käse, zumal die linienführung einige 90° knicke aufweist, und der neue bhf (von sir norman foster entworfen) ein paar km vom aktuellen entfernt sein wird, in tieflage. Der alte bhf. wird somit entwertet, nicht optimal. Er soll mit der jetzt zu bauenden ersten strassenbahnlinie mit dem neuen bhf verbunden werden...

Zuletzt bearbeitet von krisu: 19.02.2008 01:34, insgesamt einmal bearbeitet

Beitrag Nr. 5   |  Autor: Trolli   |  BeitragErstellt: 19.02.2008 12:41
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Bereits 2000 konnte man in der Innenstadt von Florenz die "Bauschilder" zur Tram mit Trasse, Finanzierung und Zeitplan sehen. 7 Jahre ist guter italienischer Schnitt, allerdings wird es wohl noch ein bisschen (andere 7 Jahre?) dauern, bis mit dem Bau begonnen wird.

Derart stark besuchte Innenstädte wie Florenz, Salzburg gehören für den IV einfach gesperrt und mit einem leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsmittel anständig erschlossen. Die Menschen in der Stadt brauchen ja auch Platz!

Trolli

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