Gütertransport mit der Tram im urbanen Raum

[manni]

Das will ich euch nicht vorenthalten: im Mai hat FedEx in Kyoto begonnen, auch mit der Straßenbahn auszuliefern:

http://de.responsejp.com/article/2011/05/18/156544.html

Es gibt dort mehrere Fotos in einer Slideshow, einfach durchklicken.

 

[Bazora61]

Mir ist in der letzten Zeit immer wieder der Gedanke einer Gütertram für IBK durch den Kopf gegangen. Konkret habe ich dabei an die Belieferung der MPreis-Märkte gedacht.

Was spricht dafür:
- Die MPreis-Zentrale in Völs bekommt mit Ende dieses Jahrzehnts eine Direkte Nähe zum Innsbrucker Straßenbahn-Netz
- 14 von 35 MPreis/T&G Filialen sind in unmittelbarer Nähe zu den Schienen des Tramnetzes nach der ersten Ausbaustufe.

Konkret handelt es sich um die folgenden Filialen (von Westen):
- Victor-Franz-Hess-Str.
- Bachlechnerstraße (MPreis und T&G)
- Innrain 19 (Marktplatz)
- Maria-Theresienstr. (Kaufhaus Tirol)
- Salurner Str.
- Südtiroler Platz (Hbf)
- Museumsstraße 34 (Europahaus)
- Amraserstr. 76
- Amraserstr. 89
- Andechsstr. 3
- General Eccer Str.
- An der Lan Str.
- Schützenstr. (T&G)

Hier Besteht meiner Meinung nach ein gewisses Potential, auch wenn es finanziell gesehen eher schwierig sein dürfte, dies Umzusetzen, sind doch bei jeder Filiale Weichen und Ladegleise zu erstellen. Weiters müssten geeignete Fahrzeuge beschafft werden. Zusammengefasst denke ich, dass diese Idee nur mit sehr langfristigen Planungen vereinbar ist, allerdings bei weiterem Ausbau der Straßenbahn in IBK (Verlängerung der Linie 3 zur Rehgasse) und der Regionalbahn noch weitere Märkte anfahren wird und somit durchaus Zukunft haben könnte.

 

[Innsbrucker]

Das hat man alles unter sehr viel günstigeren Bedingungen schon mal versucht, nämlich in den 80er Jahren in der DDR. Da wurde die Verlagerung von Transporten auf die Straßenbahn einfach angeordnet, und dann musste das durchgezogen werden. Neben diversen Transporten zwischen verschiedenen Standorten des selben Industriebetriebs hat man es auch mit Lieferungen an den Einzelhandel versucht, insbesondere mit der Auslieferung von Getränken. Dort waren das ja auch alles Mehrwegflaschen, also wurden immer beide Richtungen gebraucht. Selbst im banalsten Fall von Gotha - Tabarz (Thüringerwaldbahn), wo man in Tabarz ein sowieso schon vorhandenes und nicht gebrauchtes Stumpfgleis nutzen konnte, war es letztlich unsinnig.

Du schreibst es selbst: Der Bau der Weichen und Ladegleise wäre viel zu aufwändig. Und in den meisten Fällen wäre man dem Straßenverkehr im Weg.

 

[upwards]

Was im Großen nicht funktioniert:
M-Preis hat in Völs doch auch keinen Vollbahn- Anschluß.
Manni hat mir dahingehend in einer Diskussion einen interessanten Aspekt aufgezeigt, daß nämlich der Frachtenbahnhof als solcher zukünftig weiter seine Berechtigung als zentraler Umschlagplatz in Stadtmitte haben könnte.
Zu den M- Preisen ist noch anzumerken, daß es in Innsbruck stellenweise zu viele sind. Die vielen Märkte provozieren auch entsprechend Anlieferverkehr, aus den Regalen wird deshalb nicht mehr gekauft. Funktionierender Wettbewerb (Ketten, Standorte ) ist das jedenfalls keiner.

 

[Innsbrucker]

upwards schrieb:

Was im Großen nicht funktioniert: M-Preis hat in Völs doch auch keinen Vollbahn- Anschluß.

Und die meisten Lieferanten haben wahrscheinlich auch keinen. Der Schienengüterverkehr findet in anderen Branchen statt.

Straßenbahngüterverkehr wäre nur in festen Relationen möglich, wo LKWs Probleme machen würden. Ich wüsste jetzt keine solche. Wenn man z. B. an die (bisher noch reichlich fiktive) Idee mit einer Bahn zum Stubaier Gletscher denkt, die ja die Sperrung der Straße für jeglichen öffentlichen Verkehr beinhalten würde, dann würde es sich anbieten, Ver- und Entsorgung der Hotels usw. auf diese Weise zu erledigen. Aber auch dann gäbe es weiter unten eine Basisstation irgendwo zwischen Volderau und Neustift, die Zu- und Ableitung organisiert - was dann wiederum auf der Straße erfolgen würde. Aber das ist eben alles sehr fiktiv.

Feinverteilung ist jedenfalls das abwegigste, was man auf der Schiene machen kann. Vereinzelt gibt es allerdings tatsächlich noch Versorgung von Lebensmittelläden auf der Schiene, nämlich in Russland. Wo es keine Straßen gibt und eine Schmalspurbahn die einzige Anbindung eines Orts ist (und natürlich, wenn es dort überhaupt einen Lebensmittelladen gibt), wird über die Bahn angeliefert. Aber auch da gibt es dann einen besser erreichbaren Standort, der das organisiert.

upwards schrieb:

Zu den M- Preisen ist noch anzumerken, daß es in Innsbruck stellenweise zu viele sind. Die vielen Märkte provozieren auch entsprechend Anlieferverkehr, aus den Regalen wird deshalb nicht mehr gekauft. Funktionierender Wettbewerb (Ketten, Standorte ) ist das jedenfalls keiner.

Doch, genau so sieht Wettbewerb aus. Es scheint nicht mal so sehr darauf anzukommen, in jeder einzelnen Filiale guten Umsatz zu machen, flächendeckende Präsenz zählt. Ob sich da alle auf Dauer halten, ist eine andere Frage. Bei den österreichischen Lebensmittelpreisen ist es aber auch keine große Kunst für den Einzelhandel, rentabel zu sein.

 

[sLAnZk]

Mit intelligenten Systemen kann man auch feinverteilen, Voraussetzung wäre nur, daß man beim Laden/Löschen auch nicht länger steht als in einer Haltestelle - Rangieren auf ein Abstellgleis geht sich da klarerweise nicht aus. Eventuell aber mit einem Containersystem, das eben entsprechend ausgefeilt sein müßte.

Sinnvoll wäre eventuell gewesen, Abraumcontainer mit Bauschutt von der Inneren Medizin zu füllen und die über die Dreier-Strecke abzufahren. Einzig die Weichen in die Kaiser-Joseph-Straße hätte man irgendwie sinnvoll konstruieren müssen. Mit etwas Liebe hätte das funktioniert und zweifelsohne sehr interessant ausgeschaut.

Ich finde die Idee nach wie vor nett, auch wenn sie noch auf lange Zeit oder für immer an den Kosten scheitern dürfte.

 

[Martin]

Auslieferungslager zumindest teilweise von der Schiene zu beliefern wäre schon denkbar. Ich dneke Massengüter mit längerer Haltbarkeit käme da in fRage. Detto Möbel u.ä.
Aber wahrscheinlich nicht mit der Logistik (oder besser gesagt dem Managment) der ÖBB.

Für die Bedürfnisse von Ikea hingegen mangelt es der Bahn an Flexibilität: Zu kurze Öffnungszeiten der Terminals führen zu Lieferverzögerungen. „Unsere Häuser in Wien Nord, Graz und Innsbruck, die über große Lager verfügen und daher nicht so punktgenau beliefert werden müssen, versorgen wir vom Welser Zentrallager aus per Bahn. Die anderen drei Standorte fahren wir mit dem Lkw an“, so Logistik-Manager Gottfried Kienzl. Bei den Produktlieferungen hin zum Zentrallager, die nicht so unter Termindruck stehen, setzt Ikea überwiegend auf die Bahn.
Kundinnen und Kunden, die bewusst „grün transportierte“ Ware kaufen wollen, bekommen in Österreich nur spärliche Informationen. Ein grünes Label, wie es in Großbritannien, Schweden oder der Schweiz gerade ausprobiert wird, ist nicht in Sicht. „Die Transportketten sind zu komplex“, so Peter Wiederkehr vom Umweltministerium. „Bei Obst und Gemüse ist das Herkunftsland ohnehin angeschrieben.“ Quelle http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-magazin/magazindetails/artikel/items/sonnenwende, interessant auch deise Projektbeschreibung: http://www.vsl.tu-harburg.de/gv/3/index_html?i=3a9&grafik=3a.gif

Man scheitert ja leider schon bei industriellen Aufgaben. Swarovski wollte diverse Granulate mit der Bahn transportieren. Doch mit den Silowagen der Bahn war es nicht möglich, den Reinheitsgrad der Granulate zur gewährleisten - da deren Silowagen für verschiedenen Güter verwendet werden und die Reinigung nachher nicht 100%ig ist.

 

[upwards]

Innsbrucker schrieb:

Doch, genau so sieht Wettbewerb aus. Es scheint nicht mal so sehr darauf anzukommen, in jeder einzelnen Filiale guten Umsatz zu machen, flächendeckende Präsenz zählt. Ob sich da alle auf Dauer halten, ist eine andere Frage. Bei den österreichischen Lebensmittelpreisen ist es aber auch keine große Kunst für den Einzelhandel, rentabel zu sein.

Mit den hohen Lebensmittelpreisen- M- Preis rundet gerade vieles auf ,10- er Eurocent nach pben- finanzierst Du nicht nur Platzhirsch samt Filialen, sondern fleißig auch Immobilienentwickler. Will der M- Preis keine Konkurenz, muß er rein in den Leerstand. Bestes Beispiel: der neue Leiner, oder das Baguette im Adler's. Deshalb sperrt der alte Mölk im Europhaus noch lange nicht die Glastüren, Du zahlst halt für 3 Stück Laugenbrezen 1,70- statt 1,50- €. Bei Immobilien gibt es einen fast reinen Nachfragemarkt, mithin hohe Geschäftsmieten, wenig MAttraktivität für Ansiedlungen. Mag ja sympathisch sein, daß ein Tiroler Familienunternehmen die Nahversorgung macht. Aber bitte nicht jammern, daß bei uns alles so teuer ist.
Und die vielen Märkte- zum Thema- machen auch nicht wenig Lieferverkehr. IVB macht für M- Preis dann noch den Lieferservice...
Schon etwas viel Irrsinn