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Beitrag #93824Erstellt: 14.11.2013 23:20 Der Ascensore Montegalletto: ein Laufzug in Genua (14.9.2013)
Große Städte und alte Städte und vor allem große alte Städte haben ja oft ganz besondere Transportbedürfnisse, sei es topografisch bedingt, vorhandenen Strukturen geschuldet oder auch wegen der schieren Anzahl von Menschen, die bewegt werden müssen.
Ein Beispiel für solch eine wohl ziemlich einzigartige Speziallösung befindet sich in Genua. Die alte Hafenstadt ist bedingt durch ihre eingeengte Lage zwischen einer Bergkette und dem Meer enorm vielschichtig, teils in Terrassen und auf Hügeln angelegt und durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Die Unterwelt von Genua ist ein breit gefächertes Thema für sich, neben einem im Stadtgebiet in Tunnels verlaufenden S-Bahn-artigen Eisenbahnnetz gibt es eine Schmalspur-Metro, zahlreiche Flusstunnels, Tunnels für den Autoverkehr und Tunnels für den Fußverkehr (es gibt sogar einen ampelgeregelten unterirdischen Schutzweg an der Kreuzung eines Auto-Tunnels mit einem FußgängerInnentunnel), und auch das Nahverkehrsnetz hat einiges zu bieten: neben ebendieser Metro und der S-Bahn auch Standseilbahnen, eine Zahnradbahn, Seilbahnen und öffentliche Aufzüge.
Der Ascensore Montegalletto ist ein solcher öffentlicher Aufzug. 1929 erbaut, verbindet er die Via Balbi mit dem 72 Meter höher gelegenen Castello d'Albertis, das auf einer höheren Stadtterrasse liegt. Um zur Talstation des Aufzugs zu gelangen, musste man ursprünglich durch einen rund 300 Meter langen FußgängerInnentunnel laufen. Seit 1995 kann man rund 230 Meter davon ebenfalls mit dem Aufzug befahren, der diese Distanz horizontal auf Gleisen mit 850 mm Spurweite zurücklegt.
Der Aufzug wurde also zum Laufzug. Der Buchstabe L besteht ja auch aus einer horizontalen und einer vertikalen Linie.
Zwei Kabinen können je 23 Personen befördern. Während die vertikale Sektion "zweigleisig" ist - es gibt zwei Schächte - ist die horizontale nur eingleisig.
Dieses interessante Zeugnis italienischer Ingenieurskunst wollte ich schon länger mal selbst erleben und habe es deshalb am 14. September im Rahmen eines größeren Italientrips besucht.
In der Via Balbi angekommen, ist der Eingang zum Ascensore trotz seiner Unscheinbarkeit nicht zu übersehen:
Durch das Portal geschritten, gibt es zunächst linker Hand einen Fahrkartenschalter(!) mit einem echten Menschen(!) darin. Wer würde das in einem westlichen Industrieland erwarten? Der Aufzug gehört den städtischen Verkehrsbetrieben von Genua, AMT; und man kann ihn mit normalen Zeitkarten mitbenützen. Tickets mussten wir also keine kaufen.
Und nun ging's auch schon gleich los. Ein Countdown zeigt die baldige Ankunft einer der beiden Kabinen, die durch synchronisierte Innen- und Außenschiebetüren betreten wird.
Nach der "Fahrt" betritt man die Straße durch ein kleines Zugangsbauwerk. Draußen sieht es dann so aus:
Von dort ist es dann auch nicht mehr weit zur Zecco-Righi-Bahn, einer altehrwürdigen, metroartigen urbanen Standseilbahn. Darauf komme ich aber dann ein anderes Mal zurück, sofern natürlich hier Interesse daran besteht.
Zuletzt bearbeitet von manni: 14.11.2013 23:22, insgesamt 2 mal bearbeitet
Ja, wirklich eine interessante Anlage. Und ein gutes Beispiel für "weil wir es können", denn wirklich notwendig wäre die vertikale Mini-U-Bahn wahrscheinlich nicht. Die Passagierbelegung hielt sich, als wir dort waren, auch ziemlich in Grenzen.
Warum ist eigentlich nie jemand auf die Idee gekommen, auf diese Art z.B. den Höttinger Dorfplatz von der Innstraße aus zu erschließen? Die Anforderungen sind doch sehr ähnlich, und Hötting gab es 1929 auch schon, bis zur Einführung des O-Obusses nach Hötting gab es aber mW kein Verkehrsmittel.
Nun wartet noch die Zecco-Righi-Bahn auf Aufarbeitung, auch da gibt es ein paar Bilder und einen Film.
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Genue ist imemr wieder eine Reise wert. Ich habe schon zweimal in den 90´ern je eine Woche Urlaub dort gemacht und bei Reisen nach Sardinien und Sizillien meine Partnerin bis zur Abfahrt des Schiffes in die Stadt "verschleppt", um dort Aufzug zufahren
Bei meinem Besuch 2009 war ich über den neuen Aufzug recht erstaunt, da ich es nur in der Version 1993 kannte. Ich bin zum Brötchenholen vom Bahnhof schnell rauf, weil neben dem Aufzug eine feine Bäckerei ist.
Auf diesem Video ist gleich am Anfang ein Photo aus dem Jahr ´93
http://www.youtube.com/watch?v=AUcwPKbZ0f4
...da stand die Ampel grad auf rot für die Fußgänger.
Einzelen öffentliche Aufzüge haben auch Schlüsselschalter zu Privateingängen.
P.S. lt. Wiki wurde der Aufzug Montegalletto 2004 umgebaut. Soweit ich das lesen kann, war der Aufzug zw. 1995 und 2004 außer Betrieb (http://it.wikipedia.org/wiki/Ascensore_Castello_d%27Albertis-Montegalletto). Das wäre möglich. 1993 bin ich damit gefahren. 1996 kann ich mich nicht an eine Fahrt damit erinnern. Allerdings hatte ich den Zugang auch recht unheimlich empfunden - bin damals um 10 Uhr nachts noch rauf.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Regiotram (=Nebenbahn) jedenfalls von Zirl bis Mils geführt werden muss.
Die von mir aufgenommenen Fotos stehen unter CC-BY-SA 3.0 und können gerne der Lizenz entsprechend weiterverwendet werden.
Genua ist eine geniale Stadt, die dritte Dimension den Berg hinauf, und die Längsdimension am Meer entlang ... hat schon was.
Genau verfügt über ein schier unendlichen Fundus an aktuellen und aufgelassenen Gleisanlagen als Längsverbindung entlang der Küste, als Anbindung der Hafenanlagen, als Einbindung der Regionalstrecke über den Appenin, der alten Hauptstrecke nach Mailand und der Schnellfahrstrecke(!) aus den 1910ern (+/-), der Stahlwerke und der in Tälern zum Hinterland angesiedelten Industrie. Tw. wurden Tunnels rekombiniert und recycliert für U-Bahn und S-Bahn, manche muss man einfach mal aufsuchen...
Seht selbst (Grafik aus der unmittelbaren Nachkriegszeit):
Zuletzt bearbeitet von krisu: 20.11.2013 01:07, insgesamt einmal bearbeitet
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