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Thema: Die Geschichte von Federico H. und seinem Menarini M 201/0 LS  Dieses Thema nach Facebook schicken  

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Steph
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Beitrag #54392 BeitragErstellt: 01.10.2009 17:51
Die Geschichte von Federico H. und seinem Menarini M 201/0 LS
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Die Geschichte von Federico H. und seinem Menarini M 201/0 LS

Wann in Italien Ziffern eine freudige Reaktion hervorrufen, dann betrifft dies nicht automatisch die letzte Lotto-Ziehung. Besonders bei der Zahlenkombination "6-0-8" horcht der Busfan südlich des Brenners auf, handelt es sich doch um "la 608", einen Menarini M 201/0 LS, Baujahr 1980, der seit 2005 im Besitz von Federico H. ist.

Wo soll man bei so einer Geschichte anfangen? Von Kindestagen an drehte sich bei dem forenbekannten User mit dem verblüffend deutschen Nachnamen alles um Busse. Seine Heimatstadt Triest war bis lang in die 1990er für einen verhältnismäßig überalteten Fuhrpark bekannt. Erst spät wurde eine strenge Regulierung eingeführt, die eine Ausmusterung eines Busses nach 7-8 Jahren vorschreibt. Was für eine attraktive Gestaltung des ÖPNV einer Stadt mehr als hinderlich ist, hat in ihm und auch vielen anderen Menschen das Interesse an diesen alten Gefährten geweckt. Anfang 2000, als mehr und mehr "Oldies" in vielen Betrieben ausgemustert wurden, wurden seine Vorstellungen konkreter. Doch sein Vorhaben, einen Bus zu kaufen, gestaltete sich alles andere als einfach. Abgesehen von den hohen Instandhaltungskosten, den Kosten für Treibstoff und den leidigen bürokratischen Hürdenläufen, die meterweise Nerven kosten, wollte kein Betrieb eines seiner alten Fahrzeuge an ihn verkaufen. Es gibt nämlich ein Abkommen, das den Verkehrsbetrieben eine vielfach höhere Geldsumme verspricht als ein Privater je zahlen könnte, wenn sie ihr "rollendes Alteisen" nach Afrika oder in andere Länder der sogenannten "3. Welt" verkaufen. Zudem muss für die Bezuschussung für den Ankauf von Neufahrzeugen der Nachweis geliefert werden, dass die weniger umweltschonenden Fahrzeuge verschrottet wurden. Daran sind schon mehrere Rettungsversuche anderer Fans gescheitert.
Der Weg von Federico H. führte schlussendlich nach Bologna zu den in Fankreisen als Mekka des italienischen ÖPNV bezeichneten ATC. Dort waren bis 2003 noch dutzende Busse der 1980er-Jahre in Betrieb, unter ihnen viele Menarini M 201/0, M 201/1 und M 201/2 in verschiedenen Ausführungen im Dienst (Baujahr 1980-1987). Federicos Anliegen wurde mit einem breiten Grinsen zur Kenntnis genommen und Fragen, wie jene, ob er aus dem Bus ein "rollendes Blumentrog" machen möchte, musste er sich zuhauf gefallen lassen. Trotz solcher kleiner humoristischen Einlagen des ATC-Personals wurde er wohlwollend aufgenommen. Im Juni 2005 wurde er eingeladen, eines der frisch ausgemusterten Fahrzeuge auszuwählen: Die Wahl viel auf den 608, einem Menarini 201/0 LS in Überlandausführung (12mt, 2-Türer, gepolsterte Sitze, Vorhänge, längere Übersetzung des Getriebes als bei Stadtbussen).
Nach den notwendigen Behördengängen und einiger dringender Reparaturen, erstrahlt der 608 in neuem Glanz. Kleinere Arbeiten, die dazu dienen, den Originalzustand wiederherzustellen, führt er teils selbst, teils extern durch. Jährlich stehen 2 Hauptkontrollen an, die bei Bedarf auch gegen Bezahlung bei den ATC durchgeführt werden.
Der 608 ist nahe Ravenna (IT, Emilia-Romagna) untergebracht und wird - besonders, aber nicht nur - im Sommer gerne für Ausflüge verwendet. Einige Bilder vom letzten Ausflug im August 2009 werden diesem Artikel beigefügt. Innen wie außen befindet er sich in einem exzellenten Zustand, von Rost keine Spur, die Sitze peinlichst sauber, der Boden lädt zum Barfuß-Gehen ein und der Motor läuft rund wie es sich gehört. Er hätte vor 30 Jahren nicht besser aussehen können!

Steckbrief:
Modell: Monocar 201/0 LS (lungo-suburbano), 1. Ausführung
Hersteller: Menarini, Bologna
Motor: FIAT
Motor (Typ): FIAT 8200.13; 6 Zylinder
PS: 208 (bei 2.500 Umdrehungen/Minute)
Hubraum (cm3): 10.308
Getriebe: ZF HP400
Baujahr: 1980
Länge (m): 11,995
Breite (m): 2,5
Höhe (m): 2,93
Gewicht (t): 17,78
Max. Geschwindigkeit: 80 km/h
Sitzplätze: 105
Letzter Verkehrsbetrieb: ATC, Bologna
Kilometerstand (2005): ca. 1.000.000 km

Wissenswertes:
  • Hinter der Abkürzung "M 201/0" steckt der Begriff "Monocar". Dieses "menarinische" Konzept beinhaltet eine selbsttragendes Karrosserie - im Gegensatz zu anderen Modellen, wie dem INBUS U210, der im Laufe seiner Herstellungsphase auf 3 verschiedenen Rahmen aus dem Hause Sicca gebaut wurde. Bei einer selbsttragenden Karrosserie sind alle Elemente des "Skeletts" miteinander verbunden ("Mono-"). Die tragende Funktion ist also nur von dieser einen Struktur zu leisten.
  • Der 608 gehört zu einer Lieferung von 30 M 201/0 LS aus dem Oktober 1980, von denen nur der 608 vor der Verschrottung, die im Juni 2006 erfolgt ist, gerettet wurde. Einige wenige M 201/2 (Bj 1987) sind derzeit immer noch in Bologna im Einsatz.
  • Die Stammlinien führten dieses Modell von Bologna in die verschiedenen Städte rund um die Hauptstadt der Emilia-Romagna hinaus, weshalb diese Type - eine bis heute noch gängige Praxis - mit einem Zusatztank ausgestattet ist. Die Strecken sind vom Konzept her in etwa mit den Linien D und E hierzulande vergleichbar, aber wesentlich länger.
  • Der FIAT-Motor 8200.13 ist der Vorgänger des mindestens ebenso legendären FIAT 8220.12 und Nachfolger des FIAT 8200.12, welcher das weitverbreitete Modell FIAT 418 antrieb. Der erstgenannte kam auch bei Modellen wie dem INBUS U210.80 und dem FIAT 470 zum Einsatz, die zur selben Zeit wie der M 201/0 auf den Markt kamen und bis weit in die 1990er anzutreffen waren. Der 8200.13 war zudem der erste Motor, der im hinteren Teil des Busses untergebracht wurde und nicht mehr zentral.

    Bilder (allesamt von Fabrizio Buldrini, Modena)
    Die Bilder stammen von einem Auflug in einen Nationalpark im Apennin südlich von Forlí in der Emilia-Romagna.



    Einige Videos der Fahrt im 608:
    Abfahrt in Forlì:

    Link


    Auf dem Weg in die Berge:

    Link


    Link


    (sg)
     

    Zuletzt bearbeitet von Steph: 23.10.2009 19:57, insgesamt 8 mal bearbeitet

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