Fehlender Zugbegleiter in S-Bahn

[Steph]

Folgendes würde mich interessieren:
Ich war die letzten Wochen des öfteren in den den Regionalzügen - pardon - der S2 auf den Brenner unterwegs. Immer pünktlich, saubere und höchst angenehme Züge, aber: Wieso gibt es niemanden (mehr), der die Fahrkarten kontrolliert? Der als Ansprechperson im Zug fungiert? Der Präsenz im Zug zeigt usw.?
Mir dünkt, als hätte ich damals mal in der TT gelesen, dass mit der Videoüberwachung in den Talenten dem TW-Führer mehr solche Aufgaben zukämen. Nun gut, die "Sicherheitsfrage" wäre geklärt (auch wenn ich bezweifle, dass der da dauernd auf die Monitore blickt). Was ist nun mit anderen Funktionen wie der Fahrscheinkontrolle?
Bei meinen insgesamt 6 Fahrten diesen Monat auf dieser Linie (in beide Richtungen) wurde nur 1 (!) einziges Mal mein Fahrschein kontrolliert - von einem ÖBB-Beamten (hoffentlich war's auch einer ) in zivil. Da denke ich mir schon, dass da der eine oder andere zum Schwarzfahren animiert wird, weil: Wenn die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, wie bei den letzten Fahrten, könnte man schon mal versuchen..... Ich bin zwar kein Freund von solchen Aktionen und fahre aus Prinzip nicht schwarz, doch gestern vom Brenner Richtung Ibk, Abfahrt 20.05 kam kein Schaffner ("Gratisfahrt"), Samstag 18.16 ab Ibk ebenso keiner (Ticket dabei), Montag davor 18.16 wieder keiner (Ticket dabei)... Ich bin mir da schon ein bissl blöd vorgekommen - wer weiß, wie viele sich in Fäustchen lachen.
Mal davon abgesehen, dass man ohne Bedenken "gratis" mitfahren kann, wenn man z.B. in Matrei einsteigt und bis Steinach oder St. Jodok fährt. Da kommt sicher keiner vorbei.

Frage an die Runde: Ist das gewollt? Oder finden nur stichprobenartige Kontrollen statt?

 

[sLAnZk]

Ich halte das für höchst problematisch, man darf hier keinesfalls Zeit vergehen lassen, denn noch sind die Leute gewohnt, im Zug einem Schaffner zu begegnen - was soviel heißt wie sie verhalten sich so, als käme jederzeit einer.

Und auch was Steph über die Präsenz sagt, ist vollkommen richtig - die Neigung, zB den Mull irgendwohin zu schnmeißen, ist deutlich höher, wenn Dich nur die Kamera sieht, als wenn Dich der Schaffner sehen könnte.

 

[manni]

In der S-Bahn gibt es keine Schaffner oder Zugbegleiter, sondern nur Kontrollore. Finde ich auch in Ordnung so, und in S-Bahn-Systemen üblich, mit Ausnahme von Salzburg, soweit ich weiß.
Wäre gegebenenfalls durch Security-Personal zu ergänzen, falls eines Tages der Bedarf entsteht, was ich nicht hoffe, aber nicht ausschließen würde.
Mit dem Argument "es kommt eh keiner" kann man bei den IVB ja genauso schwarzfahren.

 

[Steph]

manni schrieb:

In der S-Bahn gibt es keine Schaffner oder Zugbegleiter, sondern nur Kontrollore. Finde ich auch in Ordnung so, und in S-Bahn-Systemen üblich, mit Ausnahme von Salzburg, soweit ich weiß.

Dann ist also das eingetreten, was ich eingangs angedeutet habe: Ich habe da einen Paragraphen übersehen
Wie auch immer: Die könnten sich öfter sehen lassen, dies Kontollore, besonders bei den Studentenbombern Sonntag abends vom Brenner fahren schon viele "gratis" den Berg runter... Mir ist schon bewusst, dass es auf 1 Zug auf oder ab nicht mehr ankommt, aber wenn dann überall geraunzt wird, dass das Geld fehlt, fehlt mir schon das Verständnis... Es geht dann mehr um das Prinzip als um die konkrete Finanzierung irgendwelcher Trassen. Also ein bissl Hausverstand wäre doch nicht zuviel verlangt. Man weiß ja, wann besonders viele Leute Richtung Brenner oder oder Retour fahren. Dazwischen kann man die Kontrollen von mir aus auch auf "sporadisch" begrenzen.

 

[sLAnZk]

Wichtig ist mir, zwischen Schaffner und Security-Personal zu differenzieren. Der Schaffner kann ganz anders auf Leute zugehen und wird viel eher ernst genommen, der Schaffner gehört zum Zug dazu, ist Teil des Archetyps, während der Security-Heini im Ernstfall des schwer betrunkenen Modernisierungsverlierers auch nur so ein Wichser ist wie beim Zeltfest, den derselbe nur dann ernstnimmt, wenn er stärker ist als er.

Dazu kommt noch die soziale Kontrolle (weil ich es gerade bei mir lese): wenn der Schaffner attackiert wird, ist das eher undenkbar als wenn eine Security-Person angegriffen wird - im zweiteren Fall geht es eher um die Frage "Wer ist stärker: er oder er?" als darum, daß so etwas gar nicht geht.

Irgendwoanders habe ich das schon geschrieben: es ist nicht möglich, Schaffner zu ersetzen. Man kann höchstens schauen, daß immer die Wahrscheinlichkeit besteht, daß einer kommt, obwohl man deren Präsenz kostensparend etwas ausdünnt.

Ich bin einmal von Hötting nach HBf gefahren, um 8.15 am Sonntag morgen. Der Talent war für mich allein - und für den Schaffner (der meine IVB-Jahreskarte kontrolliert hat). Das wirds in der Regel finanziell nicht bringen, aber wenn ich manchmal einen sehe, selbst um diese Tageszeit, dann werde ich eher mit einer Begegnung rechnen, als wenn das ganz ausgeschlossen ist.

 

[Trolli]

In SBG fährt die S-Bahn (Ausnahme Lokalbahn S1 und zukünftige S4 nach Berchtesgaden, ebenfalls SLB) schaffnerlos!

Mir ist im Unterland aber v.a. an FR/SA Abenden aufgefallen, dass der Zug wie eine Mülltonne aussieht, weil kein Schaffner mehr da ist! Schreckt Fahrgäste ab!

Trolli

 

[ice108]

Was mir da auch nicht sonderlich gefällt ist, wie in Österreich das Thema Selbstbedienungsstrecke im Zusammenhang mit grenzüberschreitendem Verkehr gehandhabt wird.

Sprich, die Innsbrucker S-Bahn fährt bekanntermaßen ohne größere Aufenthalte von/bis Rosenheim. Wenn man jetzt in irgendeinem oberbayerischen Provinzbahnhof in den Zug steigt, kann der Automat entweder keine Ziele in Österreich oder weiß zumindest nichts von einer Vorteilscard-Ermäßigung. Und nein, ein innerösterreichisches Fahrradticket kann er natürlich auch nicht ausstellen.

In Rosenheim steige ich dann nochmal um, die Umsteigezeit ist je nach DB-Verspätung mal größer, mal kleiner. Und genau in dieser Umsteigezeit muß ich zum Schalter rennen, auf eine kurze Schlange hoffen und das innerösterreichische Ticket kaufen.

Wenn ich das nicht schaffe, z.B. weil vor mir gerade eine Familie eine Rundreise nach was weiß ich wohin zusammenstellt, kann ich mich auf eine Stunde Zwangsaufenthalt in Kufstein einstellen. Weil, ab der Grenze gelte ich als Schwarzfahrer. Die DB würde in der analogen Situation eine Ausnahme von der generellen Regel "kein Fahrscheinverkauf in Nahverkehrszügen" machen und verkaufen.

 

[manni]

Das ist ja arg - ganz klar: es muss in Rosenheim einen VVT-Automaten geben, genauso wie es im Hauptbahnhof die Möglichkeit gibt, Tickets des Südtiroler Verkehrsverbunds zu kaufen und zu entwerten. Wenn das nicht der Fall ist, sollten wir das vielleicht an FAHRGAST weiterleiten, die kümmern sich um sowas.

 

[Steph]

Wie der sLAnZk zurecht anführt, gehört auch meiner Meinung nach ein Bediensteter (in welcher Form auch immer) in eine S-Bahn - abgesehen vom TW-Führer natürlich . Dass das SB-Prinzip Geld einspart, mag stimmen, doch erinnere ich mich an einen Vorfall letztes Jahr im Sommer/Herbst (?), wo es in einem Zug im Unterland (ich glaube bei Fritzens) zu Streitereien gekommen ist - und keiner hat was tun können. Soviel zur Referenzperson, die es in einem Zug geben sollte, die passiv und falls nötig auch aktiv Ordnung schafft.
Vor allem, und hier komme ich auf mein Anfangsanliegen zurück, sollten diese Fahrschein-Kontrollore nicht 1x am Tag auf einer Strecke 1x durch den Zug laufen, um dann schnurstracks beim TW-Führer hineinzuhuschen und zu "ratschen", wie es sonst so üblich ist.
Wäre interessant zu wissen, wie oft und nach welchem Schema kontrolliert wird. Bei den IVB bekommt ja jedes Pärchen pro Schicht gewisse Linien zu geteilt, die dann abgeklappert werden.

ad Ice108: Diese Problematik ist mir auch bekannt, stand vor ner Weile mal in der TT. Damals ging es um den Widerspruch, dass im Zug offiziell keine Tickets gelöst werden konnten, andererseits konnte man auch in gewissen Bahnhöfen keine kaufen (ich glaube, das war im Außerfern, wenn mich meine Erinnerung nicht betrügt).

 

[ice108]

manni schrieb:

Das ist ja arg - ganz klar: es muss in Rosenheim einen VVT-Automaten geben, genauso wie es im Hauptbahnhof die Möglichkeit gibt, Tickets des Südtiroler Verkehrsverbunds zu kaufen und zu entwerten. Wenn das nicht der Fall ist, sollten wir das vielleicht an FAHRGAST weiterleiten, die kümmern sich um sowas.

Da muß man dann aber auch aufpassen, dass für die Strecke bis zur Grenze Ermäßigungen wie Bahncard, Vorteilscard berücksichtigt werden können. Beim Südtirol-Entwerter dürfte das auch so sein dass der eine Strecke Innsbruck - Südtiroler Ort entwertet und dann für die Strecke Innsbruck-Brenner natürlich keine Vorteilscard berücksichtigt. Oder?

Ein VVT-Automat in Rosenheim wäre natürlich eine gute Sache, aber optimal wäre natürlich trotzdem wenn in Grenznähe einfach ein Zugbegleiter dabei wäre. Der könnte ja z.B. zur Minute 6 mit dem Regionalzug nach Wörgl fahren, dabei einmal durchkontrollieren und ggf. verkaufen, dort kommt er um 19 an, um 39 fährt der Gegenzug, kommt in Kufstein um 52 an. Und wenn die 13 Minuten nicht fürs durchgehen reichen kann man ja kurz vor Kufstein mal durchsagen "bitte beim Zugbegleiter melden falls noch kein Fahrschein")

Weil auch beim VVT-Automaten in Rosenheim kann ich das Problem haben dass kraft DB-Verspätung meine Umsteigezeit auf ein bis zwei Minuten schrumpft (regelmäßige Baustellen zwischen München und Salzburg z.B.).

 

[manni]

Das ist wieder ein gutes Beispiel für den anderorts bereits angesprochenen, ich nenn's jetzt mal "nationalen Schwachsinn".
Wenn die S-Bahn eine Verbundlinie ist und bis Rosenheim fährt, dann muss es vollkommen egal sein, ob Rosenheim auf österreichischem Staatsgebiet liegt oder auf deutschem. Den Pendlern ist das auch egal. Die Linie muss ab Rosenheim einfach zu den gleichen Konditionen benützbar sein wie ab Kufstein. Entweder das, oder man beugt sich der bürokratischen Unfähigkeit und kürzt die Linie eben bis zur letzten Station von der "Grenze". Tarifliche Unklarheiten und fehlende Infrastruktur darf es jedenfalls nicht geben.

 

[Steph]

@ Südtiroler Wertkarte: Falls in Ibk entwertet (rein kostentechnisch a Krampf ), wird die Vorteilscard natürlich nicht berücksichtigt. Das macht auch keiner, vielmehr "splittet" man das ganze auf Ibk-Brenner, Brenner-[Ortschaft], was wesentlich billiger ist.
@ Ausrufen in den Talenten: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dann massenweise ticketlose Fahrgäste unbedingt noch ein Ticket kaufen wollen...?

 

[ice108]

Natürlich splittet man auf dem Brenner, genau deswegen wußte ich ja nicht ob der Entwerter in Innsbruck nicht vielleicht doch noch irgendeine Extra-Logik drin hat

Naja, wenn ich dann ein paar Stationen weiter in eine Kontrolle geraten kann möchte ich doch ganz gerne schon die Chance gehabt haben eine Fahrkarte zu kaufen. Und wenn mir die durch ausrufen bekanntgemacht wird. Eigentlich wollte ich damit aber auch nur sagen dass das schon lösbar wäre wenn irgendwer es lösen wollte.

Allerdings, die derzeitige ticketmäßig etwas unzulängliche Situation finde ich immer noch deutlich besser als ein Kürzen auf Kufstein. Dann noch am besten vom nördlichen zum südlichen Stumpfgleis laufen, äh nein danke, da käm ich mir ja fast so vor wie auf dem Brenner

 

[Steph]

Du hast recht, daran habe ich nicht daran gedacht, dass der Zug dann noch weiter fährt. Ich war schon in der Endstation angekommen, sorry!

Du, das mit dem Nordstumpfgleis und Südstumpfgleis geht auch noch schlimmer: Einfahrt am Gleis 1 von Süden kommend, dann zur Unterführung rüber, durch die Unterführung durch, drüben wieder rauf und dann erst den ganzen Bahnsteig runter

 

[Tramway_Museum_Graz]

manni schrieb:

In der S-Bahn gibt es keine Schaffner oder Zugbegleiter, sondern nur Kontrollore. Finde ich auch in Ordnung so, und in S-Bahn-Systemen üblich, mit Ausnahme von Salzburg, soweit ich weiß.

Hi!

*Thread wieder ausgrab*
In Graz gibt es in den City-Shuttle-Garnituren Schaffner, in dern Talents nicht, soweit ich das mitbekommen habe.

lg

 

[sLAnZk]

Die Schaffner sind dringend notwendig, einfach der Ordnung halber - klingt wie Eisenbahnromantik, ist aber sinnvoll gedacht, denn wenn das Ganze einmal aus dem Ruder gelaufen ist, sagen wir drei, vier Jahre ohne Schaffner, dann ist die Sache gelaufen, und neu eingeführte Schaffner haben auch nicht mehr Autorität als irgendwelche Security-Heinis.