1994 = 2009?

[manni]

Tramfan war so nett, aus dem Archiv seines Brötchengebers diesen IVB-Promo-Artikel von 1994 auszuheben und mir zum Behufe des Einscannens und Onlinestellens zu übergeben:

http://forum.strassenbahn.tk/download/promo-ivb_tt-1994.jpg

Als ich mir den Artikel durchlas, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mein Eindruck ist, dass von damals bis heute verkehrspolitisch eigentlich nichts vorangegangen ist. Im Gegenteil, damals schaute die Welt noch rosiger aus: das "Verkehrskonzept" war noch frisch und Bürgermeister Niescher, der es enorm pushte, noch am Drücker. Verkehrspolitisches Ziel war ganz klar die Verbannung des Autos aus der Innenstadt. Die IVB trauten sich, ihren Fahrgästen zu sagen, dass sie gefälligst keine Tickets beim Fahrpersonal kaufen sollen, das O-Bus-Netz war im Begriff, erweitert zu werden, und alle Hoffnung auf Beschleunigung lag im neu eingeführten RBL und IBIS bzw. deren Funktionalität zur Ampelbeeinflussung.
Alles vielversprechende Ansätze, die in den folgenden Jahren von van Staa und seinen Komplizen in die Tonne getreten wurden.

Heute haben wir ein größeres Verkehrschaos als je zuvor, ignorante Im-Fahrzeug-Einzelticketkäufer dürfen immer noch Busse und Trams aufhalten, der O-Bus ist komplett verschwunden und das Potenzial der Ampelbeeinflussung wird bei weitem nicht ausgenützt: es ist 15 Jahre später, und noch immer sind nicht alle Ampeln beeinflusst, und von denen, die es sind, unterbricht nur eine halbe Handvoll Grünphasen des MIV, um verzögerungsfrei umzuschalten.
Und wir haben eine angepasste IVB, die den Autofahrern und der Autolobby bis zum Anschlag in den Arsch kriecht, anstatt ihre Interessen. resp. die Interessen ihrer Kunden, durchzusetzen.

Ich vergaß: wir haben ja neue Straßenbahnen. Das wiegt das alles wieder auf, oder?

Was für ein Schlamassel!

 

[DUEWAG 240]

Dann passt die Überschrift aber nicht ganz. So wäre sie richtig: 1994 > 2009 ?

Und meine Stimme dazu: Das stimmt leider. Früher hatten sie mehr Elan an die Sachen ranzugehen.

 

[sLAnZk]

Großartige Sammlung von den damaligen Artikeln!

Es ist eigentlich schon so, daß vieles von dem, was wir heute erleben, auf dem damaligen Verkehrskonzept fußt, es ist nur sehr bedeutend verzerrt, was an der langen Zeit liegt, die seither vergangen ist. Kein vernünftiger Mensch, der ein solches Konzept erstellt, hätte zum Beispiel ernsthaft in Erwägung gezogen, in die Peerhöfe hinauf einen Tramlinienast zu führen.

Die Verzögerung und Verzerrung hängt wohl auch mit den vielen Widerständen zusammen von Kaufleuten, die ihre vermeintlichen Interessen vertreten, von Politikern, die jenen ebenso vorauseilend gehorsam sind wie anderen Leuten, die in der Stadt mit dem Auto fahren zu müssen meinen.