Shared Space am Bozner Platz

[manni]

Die Grünen werden in der nächstmonatigen GR-Sitzung den Antrag einbringen, den Bozner Platz in eine Shared Space- Zone umzuwandeln.

Wer das noch nicht kennt, gucke hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Shared_Space

Ich habe mir das schon vor einigen Monaten gründlich angesehen und bin zu der Auffassung gekommen, dass Shared Space die Lösung für Innsbruck ist. Nicht nur wegen der Mitfinanzierung durch die EU, die aber durchaus ein schöner Anreiz ist, sondern auch weil unsere hinsichtlich Fußgängerzonen nicht sehr entschlussfreudige Stadtregierung auf diese Idee eher eingehen könnte - schließlich bleibt eine gewisse Erreichbarkeit mit dem Auto erhalten.

Neben dem Bozner Platz würden sich IMO für Shared Space - Lösungen u.a. anbieten:

• Hans-Brenner-Platz bzw. die gesamte Innstraße (St. Nikolaus)
  
• Kaiserschützenplatz ("Wiltener Platz'l")
  
• Anichstraße Ost, evtl. MTS Süd, wenn dort doch keine FuZos kommen
  
• Alle Straßen zwischen MTS und Meinhardstraße, also im Prinzip alles westlich, nordwestlich und nördlich des Bozner Platzes zwischen Bozner Platz und MTS
  
• Die Erschließungsstraßen im O-Dorf und in der Reichenau
  
• u.v.m.
  

Vordinglich wäre aber nun erst mal die Installation einer ersten solchen Zone (die Gilmstraße sehe ich nur bedingt als eine solche an, obwohl sie eigentlich auch eine ist). Ich wünsche dem Antrag der Grünen alles Gute - gerade der Bozner Platz ist wirklich schrecklich so wie er derzeit ist, eine häßliche Verkehrshölle ohne urbanes Flair; das kann und darf nicht so bleiben!

 

[sLAnZk]

dieser versuch, eine neue bewegung zu beginnen, könnte der versuch der retoskanisierung des gemeinwesens genannt werden. wichtig erscheint mir besonders der optische aspekt des ganzen, der ein miteinander sehr deutlich unterstützen wird müssen, haben die leute, die in der stadt autofahren, doch erfahrungsgemäß die ansicht, ein fußgänger habe nur ausnahmsweise auf der straße etwas verloren.

wie das auf den erschließungsstraßen im o-dorf funktionieren kann, ohne daß man die parkflächen massiv reduziert, weiß ich nicht so recht... auch steht zu erwarten, daß das politisch nicht durchzusetzen sein wird. ansonsten hervorragend, wenn man das mit größerem nachdruck in der erlerstraße ausprobieren will, wäre das eine gute stelle.

 

[manni]

Ja, der Ansatz ist ein toskanischer, ein lockeres Miteinander unter Nutzung der Möglichkeiten, ein Hauch von Chaos anstatt allgegenwärtiger streng vorgegebener Strukturen.

Ad O-Dorf: im Zuge des Stadtbahn- und Straßenbahnbaues werden dort sowieso viele, viele Straßenrandparkplätze weichen müssen. Geh offenen Auges durchs O-Dorf und schau dir an, wie viel des eher knappen Platzes dort für die Stehzeuge verschwendet wird. Das O-Dorf hat aus dem Grund ja eine Quartiergarage erhalten, die bei Bedarf auch noch vergrößert werden kann. Ich bin der Meinung, dass die Autofahrer gerade in extrem dicht besiedelten Gebieten sich daran gewöhnen werden müssen, dass das heilige Blechle nicht direkt vor der Türe steht, sondern sie schon ein paar Meter, in dem Fall bis zur Quartiersgarage, laufen müssen - oder besser gleich die Tram nehmen. Extreme Unsitten wie das Zur-Schule-Führen der Kinder mit dem Auto wären da bald mal weitgehend abgestellt.
Gerade dort ist deswegen Shared Space IMO sinnvoll. Es wäre nicht mehr das ganze O-Dorf ein Blechfriedhof mit dazwischenliegenden Grünstreifen, das Zufahren für die von Autobefürwortern so gern beschworenen Waschmaschinen-Einkäufe wäre aber weiterhin möglich. Einige wenige Stellplätze bei jedem Gebäude für jene, die das wirklich brauchen, nämlich mobilitätseingeschränkte Personen, könnten ja ohne weiteres erhalten bleiben.

 

[Martin]

Einen "Shared Place", den es schon gibt, ist die Kreuzung MTS-Markt/Burggraben.
Hier allerdings kommt mir zuerst manchmal das Graußen - aber es scheint zu funktionieren , denn jeder ist vorsichtig.
Und eigentlich läuft der Verkehrsfluß großteils kontinuierlich als bei Ampelregelung - nur auf niedrigerem Geschwindigkeitsniveau - sozusagen sind wir wieder dort, wo wir vor hundert Jahren waren, als Höchstgeschwindigkeiten um die 8km/h festglegt wurden (was allerdings wiederum erst recht für einen separaten Gleiskörper der Tram spricht!)

 

[manni]

Auch auf der gegenüberliegenden Seite, gleich südlich der Annasäule, hat sich so etwas entwickelt. Die Fußgängerzone hört auch dort unvermittelt auf und die Leute treten auf eine Straße, oft ohne es zu wissen. IVB und MIV rechnen aber damit und lassen dementsprechend Vorsicht walten.

Die nördliche Erlerstraße (zwischen Museumstr und Gilmstr) wird in der Praxis auch so genutzt, in den Abendstunden ist sie oft von Skatern besetzt.

In der Praxis haben wir das also schon, jetzt müssen sich nur noch Gestaltung und Beschilderung dem anpassen.

Hier noch ein Artikel dazu aus der "Zeit": http://www.zeit.de/zeit-wissen/2005/05/Verkehrsberuhigung_NEU.xml