"Innsbrucker Obusfantasien"

[Trolli]

Hallo!

Ich hab dieses Thema gestartet, weil ich hin und wieder in Innsbruck mit ein wenig komischen und einseitigen Vorstellungen zum Verkehrsmittel Obus konfrontiert werde. Deshalb soll hier ein bisserl Aufklärung geschehen!


Fantasie 1: "Es werden keine Obusse mehr produziert."

Stimmt nicht! Obusse werden produziert! In der EU produzieren beispielsweise VanHool, Hess, Neoplan/MAN/Gräf&Stift, Solaris, Irisbus/Renault, Irisbus/Skoda Obusse in Größen vom Midibus bis zum Doppelgelenkobus!


Fantasie 2: "Ich weiss aus berufendstem Munde, dass in Salzburg (bei knapp über 70 Obussen) der Kohleabrieb ca. 3 bis 3,5 Tonnen jährlich beträgt. Heruntergerechnet auf 10 Obusse in Ibk wären das ca. 0,4 bis 0,5 t pro Jahr." (Zitat Heli am 25.10.05 in diesem Forum)

Ich hab in Salzburg beim StadtBus nachgefragt und in den letzten Wochen wurde hier genau recherchiert.
Der Salzburger Obusbetrieb (bis Sommer 72, jetzt 80 Obusse) verbraucht pro Jahr 80 kg Schleiffkohle ! Also - ein minimaler Wert !


Fantasie 3: Die Defektanfälligkeit der Innsbrucker Obusse (3 Abschleppungen täglich):

Ich habe in den letzten Wochen mit ca.10 Innsbrucker Obuslenkern gesprochen, die Fahrzeuge laufen sehr gut. Viele Fahrer meinten, sie würden mit dem Obus lieber fahren als mit dem Dieselbus. Die Fahreigenschaften den Obus seien gerade bei vielen Passagieren im Fahrzeug gegenüber dem Dieselbus von Vorteil. Bei Hitze im Sommer geben manchmal die Hochflurobusse ab der Mittagszeit den Geist auf (Grund bei der Kühlung). Diese Fahrzeuge sind nun 17 Jahre!

Fantasie 4: "Schlechter Erhaltungszustand der NF-Obusse"

Diese Fantasie stimmt teilweise; allerdings ist zu bemerken, daß die MAN-Dieselbusse, welche ungefähr dasselbe Alter haben bzw. jünger sind, auch nicht besonders rühmlich aussehen bzw. schon aufgearbeitet wurden und deshalb wieder besser aussehen! (z.B. 851 vs. 852, 857, 858).
Da hängt die Qualität nicht mit dem System Obus zusammen, sondern mit der MAN-Qualität dieser Serien bzw. dem Aufwand bei der Instandhaltung der Fahrzeuge!

Trolli


(Editiert von Trolli am 06.12.2005 16:00)

 

[Obusfahrerin]

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[Heli]

Hallo Armin und Alle,
also 1) da brauch ma nimma diskutiern, wobei allerdings Irisbus/Renault bzw. Skoda ausserhalb F und I, bzw. ex-Comecon noch nie was geliefert haben. Wenn man die zwei als potentielle Produzenten für den österreichisch/deutschen Trolleybusmarkt nennt, muss man auch Ansaldo/Breda, Mitsubishi, Hiro, Mercedes-Benz/Hispano und weiss der Teufel nicht wen noch dazuzählen.

2) Die Menge des produzierten Kohleabriebes hängt v.a. von der verwendeten Qualität ab, genauer gesagt vom schnellstmöglichen Eintreten des "Verglasens" (ein neues Schleifstück reibt sich innert kürzester Zeit (300 bis 500 km, abhängig auch vom Anpressdruck) um ein Drittel bis Hälfte ab, dann sollte die Kohle verglasen, d. h., die Oberfläche wird rutschig und glasig, die Kohle rutscht regelrecht und nutzt sich danach fast nicht mehr ab). Bei den bei uns vor 17 Jahren verwendeten Stücken trat das meistens nicht ein und die Stücke waren innerhalb von 2 bis 3 Tagen am Ende. Mittlerweile hat es sich (bei uns) gebessert, is aber auch ne Preisfrage.
Warum ich aber den Kohleabrieb immer anführe, ist: Die immer wieder gehörte Aussage "Der Obus fährt emissionsfrei" stimmt nicht. Ob jetzt mehr oder weniger, darüber brauch ma uns jetzt nicht in die Haare kriegen.

3) Nur weil jemand "gern mit diesem Fahrzeug fährt", sagt das noch lange nichts über die Qualität oder den Zustand aus. Mein Lieblingswagen unter den alten MAN ist der 851 (der älteste). Dass der Obus grundsätzlich feiner zu fahren ist als ein Diesel, hat mit der Beschleunigung oder anderen Sachen (z. B. defektresistenz der Türen, raschem Ansprechen der Heizung, Abfertigungsgeschwindigkeit durch Türöffnungszeit) zu tun.
Oder viele Fahrer begründen die Antwort auf die Frage, warum sie mit dieser oder jener Wagentype am liebsten fahren,mit dem Vorhandensein eines Radios...

4) Die Qualitätsanmutung nach 17 Betriebsjahren hat nicht nur mit der Instandhaltung zu tun, sondern auch mit der Substanz der Fahrzeuge.
Vielleicht macht eine Ertüchtigung auch nur weniger Sinn, da die Schäden tiefergehender und gravierender sind als bei den anderen Fahrzeugen. Und mit der km-Leistung....

lg
Heli

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[manni]

Bin am Montag nach Eintreten der Dunkelheit mit einem Hochfluro gefahren (Wagennummer leider nicht gemerkt); das Gerät machte den Eindruck, aus dem letzten Loch zu pfeifen: die Innenbeleuchtung ging nicht, bis auf die fahlweiße Beleuchtung durch die Linienverlaufsanzeigekästen war's stockdunkel (was mir persönlich eh lieber ist als taghell ausgeleuchtete Busse, aber den meisten Passagieren dürfte es eher anders gehen), das Gelenk knarzte als würde es jeden Augenblick auseinanderbrechen und der Motor heulte wie ein rumänischer Steppenwolf mit Kehlkopfkrebs. Geradezu endzeitlich.
Rein subjektiv machte dieses Fahrzeug den Eindruck, gerade dem Obusfriedhof entwichen zu sein (was ja in gewisser Weise auch stimmt) und nun noch untot ein paar Runden durch die Stadt zu geistern.
Als alter Dario Argento - und Batman-Fan mag ich ja das Düstere, aber mit attraktivem, zeitgemäßem Nahverkehr hat das nix mehr zu tun.

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[Martin]

Klingt doch recht weihnachtlich -
O-Busse mit Kerzenbeleuchtung wären auch interessant - so ähnlich wie Schweizer Dampfloks mit Tauchsiederkesselbeheizung (ich empfehle übrigens tlw. off topic das Retrotech-Museum http://www.dself.dsl.pipex.com/),

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[Trolli]

Hallo!

Quote:

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Warum ich aber den Kohleabrieb immer anführe, ist: Die immer wieder gehörte Aussage "Der Obus fährt emissionsfrei" stimmt nicht. Ob jetzt mehr oder weniger, darüber brauch ma uns jetzt nicht in die Haare kriegen.

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Ersteres behaupte ich nicht, stimmt nicht für Eisenbahn/Tram, Obus, Dieselbus, Gasbus, ...[Emissionen hab ich wahrscheinlich beim Fahrrad auch]; es kommt nur auf die Größenordnung an! In die Haare kriegen brauchen wir uns eh nicht, mich haben nur deine Daten ein wenig stutzig gemacht, weil das überschlagsmäßig einen Kohlenverbrauch von 1kg pro Woche und Obus bedeutet hätte!
Es ist halt wichtig, daß sich die Betreiber von Verkehrssystemen auch austauschen! Wenn die IVB jetzt die gleich guten Kohlen wie in SBG haben, könnte der Kohleverbrauch der Obusse näherungsweise - ohne Berücksichtigung eventueller lokal-meteorologischer Besonderheiten - bei 17-20kg/Jahr liegen!


ad Manni: So eine fahrt im halbdunklen Obus hab ich auch schon mal erlebt. In der Dämmerung ab Technik, bei der Höttinger Au hat der Lenker uns dann mehr Licht gegönnt. Es gibt hier offensichtlich auch unter den Lenkern Freunde der Weihnachtsbeleuchtung!

Trolli

 

[Obusfahrerin]

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[Mr. X]

hat a tram an den stromabnehmmern eigentlich a so was wie a kohlestück?

is ja eigentlich eh wurscht wie viel so a obus kohle verbraucht-oda?
de altn obus ham zwoa nix mehr zu suachn bei uns. aber: tip. so lang se foan foats damit.
mit ausnahme vom admiral (@admiral: du magsch doch koane obus oda hab i da was falsch verstanden )

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[Obusfahrerin]

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