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kurt User verstorben
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Beitrag #110277 Erstellt: 28.12.2018 00:37 Mit Vmax + 10% durch’s „Middle of Nowhere“ |
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Da ich nun während der Feiertage endlich mal etwas Zeit dafür habe und um das "Weihnachtstief" hier etwas aufzulockern, hier nun wieder mal ein kleiner Bericht aus nördlicheren Gefilden, halt nicht von Straßenbahn und Nahverkehr sondern von der Vollbahn, aber ich denke, dass dies den Einen oder Anderen hier doch auch interessieren wird.
Wie schon an anderer Stelle in einem Rätsel kurz erwähnt, war ich heuer Anfang Juni zu Testfahrten auf der Haparandabahn in Nordschweden. Für mich das berufliche Highlight des Jahres. Sie waren Teil der Vorbereitungen für die Abnahmefahrten der Neubaustrecke von Kopenhagen nach Ringsted im heurigen Herbst.
Die Strecke nach Haparanda bietet sich einerseits auf Grund des für 250 km/h trassierten Neubauabschnittes von Kalix nach Haparanda und des andererseits nur sehr spärlichen Verkehrs auf dieser Strecke geradezu an für Testfahrten jeglicher Art.
Nachdem am 4. Juni die benötigte Messtechnik und sonstiges, für die Tests benötigtes Equipment, auf den Loks aufgebaut und diverse Parameter für die Testfahrten eingestellt wurden, standen die 242.502 und 503 am frühen Morgen des 5. Juni abfahrbereit im Frachtenbahnhof von Luleå:
„Voll verkabelt“:
Durchfahrt durch den Personenbahnhof von Luleå:
Von nun an geht’s erstmals auf der Erzbahn Richtung Nordwesten bis nach Boden.
Kreuzung mit Gegenzug und „Zugpferd“ aus demselben „Stall“:
Einfahrt in den Bf. Boden:
Hier mündet die Nord Süd Strecke u.a. von Stockholm kommend in die Erzbahn.
Das malerische Empfangsgebäude des Bahnhofs Boden:
Da die Strecke nach Haparanda seit der Erneuerung und teilweisem Neubau keine klassische Signalisierung mehr aufweist, sondern nur mehr mit ETCS L2 ausgerüstet ist und auf der 242.502, welche zwar über ETCS und STM’s für Dänemark und Schweden verfügt, zum damaligen Zeitpunkt jedoch die schwedischen ETCS keys noch fehlten, wurden die beiden „Stiere“ ab Boden von einem mit ETCS ausgerüstetem Vectron zum eigentlichen Testabschnitt zwischen Kalix und Happaranda geschleppt. Abfahrbereit in Boden:
Zuerst geht’s aber noch ein Stück weit auf der Erzbahn gen Nordwesten, bis dann nach dem nächsten Ausweichbahnhof (Buddbyn) die Strecke nach Haparanda abzweigt und sich dann zuerst Richtung Norden und in weiterer Folge dann Richtung Osten wendet.
Hier trennen sich die beiden Strecken, das linke Gleis führt nach Kiruna und Narvik, am rechten fahren wir nun aber Richtung Haparanda. Ab hier gibt es keine klassischen Signale mehr (von einzelnen Verschubsignalen im Bahnhof Haparanda mal abgesehen), nur mehr Führerstandssignalisierung mit ETCS L2:
Von nun an geht’s durch schier endlose Wälder und entlang von großen Seen und Flüssen. Einfach nur mehr Landschaft pur und zwischendrin ne Eisenbahn:
Warten auf den Gegenzug in der unbesetzten und ferngesteuerten Ausweiche Kosjärv:
Auch Tunnels findet man auf dieser Strecke:
Kurz nach Kalix beginnt dann der Neubauabschnitt nach Haparanda und damit unsere eigentliche Teststrecke.
Nachdem nun im Abstellgleis einer Ausweiche der Vectron geparkt und die Strecke gesperrt wurde, begann dann das eigentliche Testprogramm. Gefahren wurde mit Geschwindigkeiten bis zu 253 km/h.
Für mich immer wieder faszinierend ist einfach die Landschaft mit ihren fast menschenleeren Gegenden dort oben. Wenn man zum Beispiel den Neubauabschnitt von Kalix nach Haparanda hernimmt, das sind ca. 43 km, also vergleichsweise ungefähr die Strecke Innsbruck – Brixlegg, wie viele Orte sind da bei uns dazwischen, dort sieht man aber außer viel Gegend und der Bahnstrecke praktisch nichts. Kein Haus, keine befestigte Straße und keine Menschenseele. Bin mir nicht mal sicher ob sich da überhaupt noch Fuchs und Henne gute Nacht sagt . Andererseits aber traumhafte Stimmungen die man leider nur annäherungsweise mit der Kamera einfangen kann:
Ankunft nach einem langen Testtag um ca. 23.00 in Haparanda, der wohl nordöstlichste Bahnhof Europas, den ein „Stier“ jemals erreicht hat:
Auch unser Hotel in Haparanda hatte richtig Charme:
Bevor am Morgen des 6. Juni dann mit dem Programm des 2. Testtags begonnen wurde, hab ich noch schnell die einzigartige Eisenbahnbrücke über den Torne älv, dem schwedisch finnischen Grenzfluss, auf Chip bannen müssen. Bilder hiervon hab ich aber schon im Juni hier gezeigt:
http://forum.strassenbahn.tk/viewtopic.php?p=109719#109719
Noch mal Bahnhof Haparanda von der Normalspurseite. Rechts vom bzw. auf den weiteren Bildern hinter dem Empfangsgebäude befinden sich die Gleise in finnischer Breitspur:
Abfahrt zum Programm des zweiten Testtages:
Nachdem der Vectron wieder in einer Ausweiche geparkt und die Strecke gesperrt war, begann das Programm des zweiten Testtages.
Zwei „Stiere“ „frisch ausgesetzt“ im „Middle of Nowhere“:
und nochmals „nur Gegend“ - IMO einfach eine "geile" Strecke:
Nach Abschluss der Testreihen erfolgte die Rückfahrt nach Luleå auf der wir dann zwischen Boden und Luleå noch die Kreuzung mit einem Erzwagenleerzug, geführt von einer Okteon, abwarten mussten:
Zurück in Luleå ging’s nach einem wiederum langen Testtag bald mal ins Hotel, am darauffolgenden Vormittag wurde dann die Messtechnik und sonstiges Testequipment auf den beiden Loks noch abgebaut und die für die Testfahrten benötigten Parameteränderungen normalisiert.
Zuletzt bearbeitet von kurt: 28.12.2018 09:57, insgesamt 5 mal bearbeitet
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Fibk FahrdienstleiterIn
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Beitrag #110278 Erstellt: 28.12.2018 07:52
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Es wäre toll wenn auf dieser Strecke zukünfrig wieder Personenverkehr angeboten werden würde. Derzeit müssen Reisende twischen Schweden (Lulea) und Finnland (Kemi) den Bus nutzen, wobei es nicht mal hier durchgehende Fahrten gibt sondern in Tornio-Haparanda umgestiegen werden muss ...
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kurt User verstorben
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Beitrag #110279 Erstellt: 28.12.2018 09:54
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Da geb ich dir recht, schön wär's, allerdings fehlt hierfür derzeit auch noch die Infrastruktur. Z.B. gibt es mit Ausnahme von Haparanda praktisch nirgendwo Bahnsteige in den Verkehrsstellen. Und ums Umsteigen in Haparanda oder Tornio wirst du schon wegen der unterschiedlichen Spurweiten in Schweden und Finnland nicht herumkommen. Denn eine Spurwechselanlage und der Einsatz von Zügen die dies auch beherrschen wird sich bei dem Verkehrsaufkommen in dieser sehr dünn besiedelten Gegend wohl nie und nimmer rechnen.
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itsme VerkehrsstadträtIn
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Beitrag #110280 Erstellt: 28.12.2018 10:27
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Schade, ich hatte noch das Glück mit der Bahn alles erFahren zu können
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Hager FahrbetriebsleiterIn
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Beitrag #110282 Erstellt: 28.12.2018 18:16
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Ich auch 1977 mit Interrail auf einem Schienenbus. Letztes Jahr kam ich dann am Rückweg von Tromsö nach Abisko an der Erzbahn, besuchte den alten Bahnhof und machte ein paar Fotos. Vielleicht stelle ich ein paar ins Netz. .
Finde toll, dass jetzt die Strecke von Boden nach Happaranda elektrifiziert ist. Das habe ich nicht mitbekommen.Entlang der Küste hat Schweden ja auch eine eingleisige HGV-Strecke ab Gävle gebaut (die alte Strecke war im 19. Jh. bewusst im Landesinnern außerhalb der Reichweite der russischen Schiffsartillerie gebaut worden).
Danke für die tollen Fotos aus meiner Lieblingsgegend Nordeuropa.
Wenn man will, geht viel. Wenn man nicht will, geht nichts.
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Fibk FahrdienstleiterIn
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Beitrag #110283 Erstellt: 28.12.2018 19:21
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Übrigens: In Tornio hält seit kurzem wieder täglich ein Personenzugpaar (der Nachtzug von und nach Helsinki)
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kurt User verstorben
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itsme VerkehrsstadträtIn
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itsme VerkehrsstadträtIn
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kurt User verstorben
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Beitrag #110313 Erstellt: 01.01.2019 16:00
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Danke Werner für's herzeigen dieser Bilder. So hat man einen kleinen Eindruck, was sich in den letzten Jahrzehnten so getan hat im "Middle of Nowhere"
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Martin Weltverkehrs-ImperatorIn
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Beitrag #110314 Erstellt: 01.01.2019 17:30
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Danke euch beiden für die schönen Berichte. Momentan ists dort aber nicht so heimelig
Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Regiotram (=Nebenbahn) jedenfalls von Zirl bis Mils geführt werden muss.
Die von mir aufgenommenen Fotos stehen unter CC-BY-SA 3.0 und können gerne der Lizenz entsprechend weiterverwendet werden.
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kurt User verstorben
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Martin Weltverkehrs-ImperatorIn
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Beitrag #110318 Erstellt: 01.01.2019 22:00
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Sieht "schneesicher" aus
Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Regiotram (=Nebenbahn) jedenfalls von Zirl bis Mils geführt werden muss.
Die von mir aufgenommenen Fotos stehen unter CC-BY-SA 3.0 und können gerne der Lizenz entsprechend weiterverwendet werden.
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