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thmmax FahrbetriebsleiterIn
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Beitrag #104425 Erstellt: 01.10.2016 23:32 Straßenbahn Santa Cruz (Teneriffa) |
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Liebes Forum,
nach Jerusalem (http://forum.strassenbahn.tk/viewtopic.php?t=6915) und Montpellier (http://forum.strassenbahn.tk/viewtopic.php?t=7143) eine weitere kleine Fotostory zu außergewöhnlichen und exotischen Straßenbahnen. Heute geht es nach Santa Cruz (Teneriffa), wo ich letzte Woche (leider) nur drei Tage verbringen durfte (deshalb nur relativ wenige Fotos). Bis 1951 hat es hier bereits einmal eine Straßenbahn gegeben - seit 2007 ist sie wieder auf Schiene und verbindet auf einer Länge von ca. 12km mit 21 Haltestellen Santa Cruz und San Christóbal de la Laguna (zusammen ca. 350 000 Einwohner). Seit 2009 gibt es außerdem eine zweite Linie, die jedoch nur über sechs Stationen verfügt und dementsprechend eine kleine Rolle spielt (deshalb im Folgenden primär zur Linie 1). Die 'MetroTenerife' ist dabei das einzige schienengebundene Verkehrsmittel der Kanaren.
Auch hier zeigen sich zahlreiche Parallelen zu Innsbruck: starke Steigungen (die Bahn muss von der Endstation am Intercambiador (zentraler Umsteigepunkt, der sich beinahe auf Meeresniveau befindet) bis zum anderen Ende (La Trinidad) fast 600Hm (!) überwinden), enge Kurvenradien und zahlreiche MIV Querungen.
Und wieder einmal das traurige Gefühl: überall baut und fährt man besser als bei uns!
Die Bahn fährt auf der kompletten (!!) Linie auf einer baulich abgetrennten und begrünten Eigentrasse, die unter anderem über zwei spektakuläre unterirdische Gleisdreiecke und zahlreiche ampelgeregelte Kreisverkehrs-Durchfahrten verfügt. In der Innenstadt wurden dafür ganze Straßenzüge zur MIV-freien Zone gemacht und an den Kreuzungen mit dem MIV ist die Nullwartezeit (die bei uns im Vergleich graue Theorie ist) Realität. Ich bin in den drei Tagen mehrmals täglich mit der Bahn gefahren und müsste lügen, wenn ich behaupten würde, nur einmal an einer roten Ampel gestanden zu sein. Die Ampel schalten nicht nur, sondern halt auch grün und reagieren aktiv auf das Löschen der Türfreigabe. Auch die Weichen stellen sich automatisch nach Linie; in den unterirdischen Gleisdreiecken gibt es überhaupt Blockabschnitte. Trotz der Eigentrasse gibt es hier alle 3-4 Stationen Gleiswechsel. Die Bahnsteige sind großzügig überdacht, an jeder Haltestelle befinden sich 2 (!) DFIs und Automaten im überdachten Bereich.
Zum Einsatz kommen 36 Stück normalspurige Alstom Citadis (in der fünfteiligen, 32m-Version). Diese verfügen (für die technisch Interessierten) über ein eigens entwickeltes System zur Kontrolle der Geschwindigkeit - genannt SIMOVE - das über GPS und Daten des Bordrechners ständig die Position misst und selbstständig Notbremsungen einleiten kann. Zur Stoßzeit wird alle fünf Minuten gefahren; bei wichtigen Ereignissen in Doppeltraktion und an Wochenenden und Feiertagen überhaupt rund um die Uhr. Die Fahrt kostet aktuell maximal 1,05 € - je nach Art der Bezahlung: Magnetstreifenkarte, RFID oder QR-Code (kein Verkauf beim Fahrer). Schwarzfahren lohnt sich hier wirklich nicht, die Strafe beträgt 400 € (!) und das wird auch rigoros kontrolliert!
Genug geredet, hier einige Fotos:
Zug der Linie 1 nach La Trinidad im Stadtzentrum von Santa Cruz...
...und wenig später an der Station Teatro Guimerá. Man beachte die Hinweisschilder für Fußgänger, die auf den Vorrang der Tram hinweisen - das wird auch in den Fahrzeugen groß angeschrieben - (Motto, grob übersetzt): "Denk daran, die Tram hat immer Vorrang - nicht, dass sie dich unvorbereitet überrascht."
Einige Stationen später an der Haltestelle Taco, kurz bevor es...
...in das erste unterirdische Gleisdreieck geht, gleich danach...
die Einfahrt in den Betriebshof, der übrigens mehr als großzügig ausgeführt ist.
Endhaltestelle La Trinidad zur Dämmerung...
...und später am Rambla de Pulido.
Nächtliche Fahrt am Hafen entlang...
...über einen gigantischen ampelgeregelten Kreisverkehr...
...zur Endhaltestelle am Intercambiador.
Es gibt übrigens zahlreiche Ausbaupläne für die Straßenbahn, eine Verlängerung der Linie 2 um vier Stationen und 2,5km scheint dabei schon fix angedacht zu sein, Pläne gibt es außerdem für eine Verlängerung der Linie 1 zum Aeropuerto Norte und eine Linie am Hafen. Die Betreibergesellschaft arbeitet darüber hinaus an Plänen für eine Schienenverbindung rund um Teneriffa.
LG Max
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Martin Weltverkehrs-ImperatorIn
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Beitrag #104427 Erstellt: 02.10.2016 10:13
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Gute Reportage.
Bezüglich des besser Bauens und Fahrens habe ich leider den selben Eindruck.
Andererseits muss man sie die Anlagen wahrscheinlich wieder nach ein paar Jahren Betrieb ansehen. Derzeit sind sie ja sozusagen frisch "geschlüpft".
Auch die Straßenbahnen in Velez Malaga und Jaen wären Vorzeigeprojekte gewesen. Wenn dann aber der Geldsegen aus der EU versiegt bzw. die Gebietskörperschaften draufkommen, dass sie auch was reinzahlen sollten, landen die Investitionen im wörtlichen Sinn wieder auf der Straße.
Ich hoffe naütrlich, dass sich Projekte bewähren und von der Bevölkerung angenommen werden. Hattest Du den Eindruck, dass die Nutzung durch die Bevölkerung gut ist?
Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Regiotram (=Nebenbahn) jedenfalls von Zirl bis Mils geführt werden muss.
Die von mir aufgenommenen Fotos stehen unter CC-BY-SA 3.0 und können gerne der Lizenz entsprechend weiterverwendet werden.
Zuletzt bearbeitet von Martin: 02.10.2016 10:14, insgesamt einmal bearbeitet
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thmmax FahrbetriebsleiterIn
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Beitrag #104429 Erstellt: 02.10.2016 11:27
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Danke!
Ja den Eindruck hatte ich schon! Die Bahnen waren eigentlich durchgehend voll belegt (kein Vergleich zu 1er oder 3er) und das ganze scheint von der Bevölkerung auch wirklich angenommen zu werden! Vielleicht auch deshalb, weil man mit der Bahn wirklich konkurrenzlos schnell unterwegs ist...
Und zur Erhaltung: ich weiß leider nicht, wie sich die Straßenbahn hier genau finanziert, aber es scheint alles sehr ambitioniert zu sein und die Infrastruktur ist auch gut in Schuss...
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Martin Weltverkehrs-ImperatorIn
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Beitrag #104431 Erstellt: 02.10.2016 12:14
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Fein!
Hier zu den Kosten und den Subventionen: http://www.heraldscotland.com/opinion/13163131.The_figures_for_the_construction_of_Tenerife_s_tram_system_put_Edinburgh_s_to_shame/
The £249m cost, which included the tram fleet, is borne through a public-private partnership.
Metropolitano de Tenerife is a private company, but the main shareholder is the island's government with a £47.1m holding.
Additional funding partners were the Canary Islands provincial government (£47.7m), Santa Cruz and Laguna (£4.9m), European Investment Bank (£66.6m), and the European Regional Development Fund (£10.5m).
In addition, French public transport provider Transdev invested £5.6m, Caja Canaries Bank £2.4m and the Spanish government £8.1m.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Regiotram (=Nebenbahn) jedenfalls von Zirl bis Mils geführt werden muss.
Die von mir aufgenommenen Fotos stehen unter CC-BY-SA 3.0 und können gerne der Lizenz entsprechend weiterverwendet werden.
Zuletzt bearbeitet von Martin: 02.10.2016 12:21, insgesamt 3 mal bearbeitet
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thmmax FahrbetriebsleiterIn
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manni Betreiber des Forums
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Beitrag #104452 Erstellt: 02.10.2016 21:26
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Sehr schöne Reportage, vielen Dank!
Ich schließe mich allerdings Martin an: interessant wird sein, wie das System in ein paar Jahren aussieht. In südlichen und östlichen Ländern neigt man leider dazu, etwas ein Mal zu installieren und dann kaum mehr instandzuhalten.
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krisu Temporär gesperrter User
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Beitrag #104453 Erstellt: 02.10.2016 22:40
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manni schrieb: |
Ich schließe mich allerdings Martin an: interessant wird sein, wie das System in ein paar Jahren aussieht. In südlichen und östlichen Ländern neigt man leider dazu, etwas ein Mal zu installieren und dann kaum mehr instandzuhalten. |
Meiner Beobachtung nach hängt es in Spanien sehr von der Region ab, im Südwesten wurden einige Investitionsruinen ins Land gestellt: Jaen Tram (glaube die fuhr nie), HGV Strecken im Rohbau vergammelnd, zwei grosse Flughäfen im nichts (einer mittlerweile geschlossen).
Anderseits: Dort wo gefahren wird, wird die Qualität auch gut gehalten. Wobei man hier keinen pedantischen Massstab anlegen darf, also aus dem Trassé herausgefallene Pflastersteine, autobedingte Längskratzer an Trams oder "wilde" Fussgängerwege im Gleisgewimmel tun der Qualität ja keinen Abbruch.
Der Unterschied zwischen Innbrucker (Tramneubau-)Geist und dem von mir idealisierten Systemen (in FR und anderswo) ist, dass anderswo in "grossen Linien" gedacht und realisiert wird, während Details gerne unbeachtet bleiben. Hier ist es anders herum: Das "Grosse Ganze" findet keine Beachtung, stattdessen verharrt man im Dickicht unzähliger Details ...(insbesondere dass alles jeglicher Klein-Norm entspricht und auch nach X Jahren genau so aussieht wie an Tag 1, und sei das noch so langweilig oder gar nervig).
Zuletzt bearbeitet von krisu: 02.10.2016 22:41, insgesamt einmal bearbeitet
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