Martin Weltverkehrs-ImperatorIn
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Beitrag #10071 Erstellt: 02.09.2005 10:11
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Mannis Editorial und die diksussions um das Pendeln ins Umland haben mich zu diesem Thema angeregt. Warum rechnet niemand so? Oder ist die Wahrheit so grauenhaft, dass man lieber nicht daran kratzt...
Ich glaube in irgendeinem Diskussionsfaden habe ich diese Rechnung schon angestellt u.a. im Posting erstellt am 18.07.2005 10:46
Geht man von einem durchschnittliche Nettoeinkommen von ca. 15000€ jährlich in Tirol aus, berücksichtigt weiters, dass das amtliche (und von den Autofahrerclubs immer als zu niedrig angesehene) Kilometergeld 0,356 € /km beträgt und dass der durchschnittliche Arbeitnehmer so ca. 240mla im Jahr von und zum Arbeitsplatz pendelt – ergibt sich folgendes Bild:
15000/0,356/240=175km/Tag Fahrleistung bzw. 42134km / Jahr fressen das gesamte Einkommen auf. Es bleibt ab diesem Punkt keine Geld für Lebenshaltung und kein Geld für Unterkunft.
Berücksichtigt man die Aufwand für Lebenshaltung und Unterkunft, so wird der Spielraum klarer: Ich gehe dabei von ca. 400€/Monat für Wohnung und Betriebskosten sowie 15€/Tag für Essen und Kleidung aus (beide Werte dürften eher spartanisch sein). Es fallen also Grundausgaben von 10200 € Jahr an.
Für die (motorisierte?) Mobilität bleiben also „vernünftiger“ Weise durchschnittlich ca. 4800€ übrig.
Nochmals wie oben gerechnet ergibt das die Pendeldistanz von täglich 56km – also 28km Wohn-Arbeitsort. Mit ÖPNV bleiben einem durchschnittlich (ausgehend von einer VVT Jahreskarte) bei der selben Pendeldistanz von den 4800€ ganze 3800€ für anderer „Vergnügungen“ als Autofahren übrig. Natürlich braucht es z.T. mehr Zeit (die man dann aber auch nicht zum Geldausgeben zur Verfügung hat
Es ist schon irgendwie ein Teufelskreis… Jedenfalls denke ich, dass das Auto den Haupanteil an unserem in der Tendenz sinkenden Lebensstandard hat. Wir (ich meine jetzt nicht uns als Diskussionsforum sonder uns als Teil eines Bevölkerungsschnitts) schränken unseren Handlungsspielraum zugunsten des Goldenen Kalbs ein. Weiters Denke ich, dass dieser großteils sinnlose Luxus des Autofahrens dem Staat noch so auf den Kopf fallen wird, das – sollte wir so weitermachen – künftige nicht mehr die Möglichkeit besteht, aufs ÖFFI umzusteigen, sondern dass wir ohnehin nur mehr die Wahl haben zu Fuß zu gehen (die Wohlhabenden werden ihrer Fahrräder über die desolaten Reste von Straßen schieben können)
Ein Volk von wirtschaftliche denkenden, Notstandhilfe empfangenden Autofahrern?
Soweit meine „kulturpessimistische Einlage“ (dzt. bin ich aber eher guten Mutes - trotz aller Unkenrufe – denn wenn der Ölpreis noch weiter steigt rentieren sich auch innovative Lösungen wieder)
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Heli VerkehrsministerIn
Alter: 51
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Beitrag #10084 Erstellt: 04.09.2005 16:43
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Hallo Martin, Du weisst gar nicht (oder vielleicht, nein eher wahrscheinlich schon) wie recht Du hast. Ich werde mein Auto im Herbst auch verkaufen (das ist allerdings schon länger geplant). Heli
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Martin Weltverkehrs-ImperatorIn
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ManuelausDE FahrdienstleiterIn
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Beitrag #10131 Erstellt: 10.09.2005 19:13
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Quote: Jedenfalls denke ich, dass das Auto den Haupanteil an unserem in der Tendenz sinkenden Lebensstandard hat. Wir (ich meine jetzt nicht uns als Diskussionsforum sonder uns als Teil eines Bevölkerungsschnitts) schränken unseren Handlungsspielraum zugunsten des Goldenen Kalbs ein.
Das trifft sich gut. Ich zitiere einen Artikel von heute aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung:
Teures Benzin verändert Kaufverhalten Viele sparen bei Haus und Wohnung Die deutschen Verbraucher gleichen die gestiegenen Benzinkosten durch Einsparungen bei Einrichtungsgegenständen, Kleidung und Lebensmitteln aus. Mehr als jeder zweite Verbraucher (59 Prozent) setze den Rotstift bei Haus und Wohnung an, teilte die Handelskette Wal Mart Germany am Donnerstag auf der Basis einer repräsentativen Umfrage mit. Mehr als ein Drittel spare bei Bekleidungsausgaben oder wolle billigere Lebensmittel kaufen (36 Prozent). Jeder Vierte (26 Prozent) denke daran, seltener in den Urlaub zu fahren. Befragt wurden Ende vergangener Woche 1200 Verbraucher vom Meinungsforschungsinstitut Gewis. Mehrfachnennungen waren möglich. Drei von vier Autofahrern (71 Prozent) haben der Umfrage zufolge bereits darüber nachgedacht, das Fahrzeug seltener zu benutzen. Vielfach bleibt es aber beim Vorsatz.
Ich persönlich benutze das Auto noch weitaus seltener, eigentlich nur noch Donnerstags (weil es da von der Dienststelle zum Training mit Öffis nicht schaffbar wäre) und abends zu Freunden (weil der letzte Bus zu mir noch vor 0 Uhr fährt).
Meine Zivildienststelle liegt zwar vollkommen abseits, ist aber durch einen stündlichen Bus erreichbar. Auf dem Hinweg passt die Verbindung wunderbar, und auf dem Rückweg gibt es immer irgendwen, der mich bis zur Kreuzung, wo der Bus dann im 20er-Takt fährt, mitnehmen kann. Der Rest der Belegschaft benutzt nämlich das Auto. Aber wieso soll ich dies tun, wenn ich doch die Monatskarte hab...
Grüße, Manuel
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Wolfgang VerkehrsstadträtIn
Alter: 123
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Beitrag #10160 Erstellt: 13.09.2005 17:06
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Danke für die Ausführungen, Martin. Echt interessant zu lesen.
Quote: Geht man von einem durchschnittliche Nettoeinkommen von ca. 15000€ jährlich in Tirol aus, berücksichtigt weiters, dass das amtliche (und von den Autofahrerclubs immer als zu niedrig angesehene) Kilometergeld 0,356 € /km beträgt und dass der durchschnittliche Arbeitnehmer so ca. 240mla im Jahr von und zum Arbeitsplatz pendelt – ergibt sich folgendes Bild:
Wie heute beschlossen wurde wird sowohl die Pendlerpauschale (10%) als auch das Kilometergeld (auf 38 Cent) erhöht werden. Link
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